Kennst du dieses fantastische Gefühl, wenn neue Informationen immer genau zu dem passen, was du dir „auch schon gedacht“ hast? Dieses Phänomen nennt man Confirmation Bias (Bestätigungsfehler) – und kann zu unangenehmen Problemen – vor allem bei der Geldanlage – führen.
Der Confirmation Bias ist häufig dafür verantwortlich, dass wir Entscheidungen auf Basis falscher Annahmen (oder: der falschen Interpretation von Informationen treffen.
Beispiel für den Confirmation Bias
Stell dir mal folgendes Beispiel vor: Du überlegst dir, ob du in ein Unternehmen investieren möchtest. Du schaust dir Zahlen also an und siehst die hohe Dividendenrendite und das lächerlich niedrige KGV. Da du insgeheim schon überzeugt bist, spricht das alles für ein Investment und du kaufst die Aktien.
Und klar: Auf den ersten Blick siehst es auch super aus. Du hast eine Chance, dass das gut geht und du ein tolles Investment machst. Die viel größere Chance ist aber, dass du dem Confirmation Bias erlegen bist und dein Verstand nur noch Augen für alles hatte, was für deine Entscheidung spricht. Denn vielleicht gibt es auch Gründe, warum die Aktie so günstig ist.
Wann der Bestätigungsfehler auftritt
Der Confirmation Bias schlägt immer dann zu, wenn wir uns zwischen zwei Dingen entscheiden müssen, die Entscheidung aber insgeheim schon getroffen haben. Dann haben wir nur noch Augen für das, was diese Entscheidung begünstigt und rechtfertigt. Das muss gar nichts mit der Börse zu tun haben.
Denk nur mal an deinen letzten Liebeskummer. Vielleicht ging es da um die Frage, ob du deinem Ex-Partner noch eine Chance geben möchtest. Wenn du ihn oder sie insgeheim zurück haben wolltest, hat dein Verstand dich wahrscheinlich nicht mit all den Gründen dagegen belastet. Und umgekehrt.
Der Confirmation Bias ist im Grunde wie ein ungewolltes Geschenk: Lieb gemeint, aber doch irgendwie störend. Er will dich schützen, schadet dir aber (nicht direkt, aber möglicherweise langfristig, wenn du die falsche Entscheidung triffst).
Was können wir gegen den Confirmation Bias tun?
Die gute Nachricht ist: Dagegen lässt sich etwas machen. Schauen wir uns drei Tricks gegen den Bestätigungsfehler an.
1. Bewusst machen, dass es den Confirmation Bias gibt
Den ersten Trick hast du hiermit schon abgeschlossen: Du hast bereits ein Bewusstsein dafür, dass es den Confirmation Bias überhaupt gibt. Damit hast du den meisten Menschen bereits etwas voraus.
So kannst du viel bewusster gegensteuern und den Confirmation Bias frühzeitig erkennen.
2. Bewusst machen, ob du bereits voreingenommen bist
Dann kannst du dir gleichzeitig auch bewusst machen, ob du bei einer Entscheidung bereits voreingenommen bist. Dafür musst du dir ehrlich die Frage stellen, ob du die Entscheidung insgeheim schon getroffen hast.
Wenn dem nicht so ist, kannst du konstruktiv weiter überlegen. Wenn dem allerdings so ist, geht‘s weiter mit Trick 3.
3. Bewusst Gegenargumente suchen (Rollentausch)
In diesem Fall solltest du ganz bewusst auf die Suche nach Gegenargumenten gehen. Fordere dich heraus, dir deine Entscheidung auszureden, sei das Contra auf deiner Pro-Contra-Liste.
Im Falle der Aktien also etwa: Ist das Unternehmen hoch verschuldet? Liegt die Payout-Ratio der Dividende vielleicht im kritischen Bereich? Gibt es politische oder geografische Risiken, die zu beachten sind? Finde die Schwachstellen deiner Argumentation!
Das kannst du auch mit jemandem zusammen machen. Verteidige dich vor einem Freund oder Kollegen, argumentiere mit ihm, geh die Argumente durch. Hast du auf jede Frage eine Antwort?
Fazit: Nichts gegen das Bauchgefühl, aber…
… es ist nicht immer hilfreich und kann unsere Entscheidungen schon mal etwas manipulieren. Mit ein bisschen Übung schaffst du es, dich von dem Bestätigungsfehler zu lösen und klare, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Egal, ob es dabei um Aktien, eine Wohnung, einen Jobwechsel oder die Liebe geht.
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