Das Investieren in ETFs stellt für Anleger eine interessante Option dar, passiv von der Entwicklung ganzer Märkte oder Indizes zu profitieren. In unserem ETF-Guide verraten wir dir die zwölf wichtigsten ETF-Kennzahlen, die du vor dem Kauf deines ersten ETFs unbedingt kennen solltest.
Was sind ETFs?
Ein ETF (englisch: Exchange Traded Fund) ist ein Indexfonds, der wie Aktien an der Börse gehandelt wird, und dabei die Entwicklung eines bestimmten Index (zum Beispiel: DAX, S&P500 oder MSCI World) nachbildet.
Bei ETFs handelt es sich um passiv gemanagte Fonds, weil die ETF-Anbieter nicht aktiv in den Fonds eingreifen, sondern lediglich die Entwicklung des Vergleichsindex nachbilden wollen. Dadurch sind ETFs deutlich günstiger als klassische Fonds, die aktiv gemanagt werden.
Die wichtigsten ETF-Kennzahlen und Begriffe erklärt
Da es bei ETFs aber viele Begriffe und Kennzahlen gibt, die für Einsteiger kompliziert sein können, haben wir hier die passenden Erklärungen in simplen Worten für dich. So bist du bestens für deinen ersten (oder nächsten) ETF gerüstet.
Hinweis: Wenn du Erklärungen zu den Abkürzungen in ETF-Namen suchst, haben wir hier den passenden Artikel für dich. Dort erklären wir dir, was DIST, Acc, UCITS und Co. bedeuten.
1. Emittent
Emittenten sind die Herausgeber von ETFs. Dabei handelt es sich um Finanzunternehmen, die sich in der Regel auf das Management und den Handel von ETFs und Fonds spezialisiert haben. Zu den bekanntesten ETF-Emittenten gehören die Blackrock-Tochter iShares, xTrackers, Vanguard, Amundi und Lyxor.
Der Emittent steht in der Regel immer zu Beginn eines ETFs. Ein ETF von iShares auf den Index MSCI World würde also beispielsweise „iShares MSCI World“ heißen.
2. Replikationsmethode
Die Nachbildung eines Indizes wird als Replikation bezeichnet. Dabei gibt es zwei verschiedene Replikationsmethoden:
- Bei der physischen Replikation kauft der ETF-Anbieter alle Wertpapiere auch tatsächlich nach. Ein physisch replizierter DAX-ETF enthält demnach alle Unternehmen, die auch im DAX vertreten sind.
- Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einem synthetischen ETF de facto um ein Tauschgeschäft. Der Index wird dabei nicht über den direkten Kauf, sondern über Tauschgeschäfte (Swaps) zwischen ETF-Anbieter und Banken realisiert.
Konkret verpflichtet sich die Bank dazu, eine Rendite zu liefern, die auch der synthetisch replizierte Index liefert. Im Gegensatz dazu hinterlegt der ETF-Anbieter ein Portfolio aus Aktien und anderen Anlagen als Sicherheit für die Bank.
Mit synthetischen ETFs lassen sich beispielsweise sehr große Märkte und Indizes (MSCI World) oder sehr kleine Märkte mit exotischen Aktien leichter abbilden als durch den manuellen Kauf aller Aktien.
3. Tracking-Fehler oder Tracking-Differenz
Das Ziel eines ETFs ist es, einen bestimmten Index wie den DAX oder den S&P500 möglichst exakt nachzubilden. Das ist allerdings nicht zu jedem Zeitpunkt exakt und fehlerfrei möglich. Wenn bei einem physisch replizierten ETF beispielsweise durch Transaktionskosten zusätzliche Kosten entstehen, spricht man von einem Tracking-Fehler oder einer Tracking-Differenz.
Letztendlich kannst du als Anleger mit der Tracking-Differenz die ETF-Rendite und die Index-Rendite in einem Zeitraum von einem Jahr vergleichen. Je näher beide Werte sind, desto besser. Bei einer sehr großen Tracking-Differenz könnte das beispielsweise an sehr hohen Verwaltungsgebühren durch den ETF-Anbieter liegen.
4. Gesamtkostenquote (TER) und Transaktionskosten
Bei jedem ETF entdeckst du früher oder später die TER. Diese Abkürzung steht für „Total Expense Ratio“ oder auf Deutsch „Gesamtkostenquote“. Hinter diesem Wert verbergen sich alle laufenden Kosten, die bei deinem ETF-Anbieter entstehen.
Um einen ETF physisch zu replizieren, müssen ETF-Anbieter wie iShares oder Vanguard Aktien kaufen und verkaufen. Dadurch entstehen auch für die Emmitenten Transaktionskosten. Zudem gibt es Verwahrentgelte und der Anbieter möchte natürlich auch noch etwas verdienen. All diese Kosten sorgen dafür, dass sich die Rendite deines ETFs verschlechtert. Je niedriger die TER, desto besser.
Bei der Auswahl eines ETF solltest du darauf achten, dass die TER möglichst niedrig ist. Die meisten Werte schwanken zwischen 0,1 und 0,5 Prozent. Bei exotischen ETFs oder vergleichbaren Produkten wie Krypto-ETPs liegt die TER höher.
Im Vergleich zu ETFs liegt bei aktiv gemanageten Fonds die TER oftmals deutlich höher, da höhere Kosten für das aktive Management der Fonds entstehen. Diese „bezahlst“ dann auch du als Investor. Daher sind ETFs in aller Regel günstiger als Fonds.
5. Ordergebühren
Neben den „versteckten“ Kosten durch die TER schmälern auch die Ordergebühren deine Rendite. Allerdings kannst du deine Ordergebühren durch die Wahl deines Brokers entscheidend beeinflussen.
In der Regel gibt es dabei zwei unterschiedliche Methoden. Entweder zahlst du eine feste Gebühr für die Ausführung deiner Kauforder. Beim Neobroker Trade Republic liegt die Ordergebühr beispielsweise pauschal bei einem Euro. Bei Smartbroker entfällt dieser Euro ab einem Investment von 500 Euro sogar.
Bei Direktbanken wie beispielsweise dem ING Depot kommt zur festen Ordergebühr von 4,90 Euro noch eine variable Gebühr in Höhe von 0,25 Prozent des investierten Wertes hinzu. Insbesondere für Einsteiger in der Welt der ETFs lohnt sich deshalb oftmals ein Depot bei einem Neobroker, weil dort die Ordergebühren sehr niedrig ausfallen.
6. Spread
Der Spread bezeichnet die Differenz zwischen deinem Kaufkurs und dem Verkaufskurs, wenn du deinen ETF sofort wieder verkaufen würdest. Je mehr Anleger am Markt aktiv sind und je höher die Nachfrage ist, desto geringer fällt der Spread aus. Das liegt daran, dass es viele Investoren gibt, die einen ETF oder eine Aktie handeln wollen und sich Kauf- und Verkaufspreis dadurch stark annähern.
Zu manchen Zeiten eines Handelstages sind weniger Anleger aktiv. Deshalb fällt zu diesen Zeiten der Spread höher aus. Wenn du beispielsweise um 9 Uhr deutscher Zeit kaufen möchtest, ist der Spread oftmals höher als um 16 Uhr, weil am Nachmittag ab 15:30 Uhr auch die US-Börsen geöffnet sind und dort gehandelt wird.
Außerdem gibt es weitere Faktoren, die den Spread beeinflussen. Wenn du beispielsweise einen sehr kleinen ETF auf einen Nischenmarkt kaufst, fällt der Spread in der Regel höher aus als bei einem MSCI World-ETF, weil die Nachfrage für den Nischen-ETF geringer ist.
7. Fondsvolumen
Das Fondsvolumen ist der Begriff für alle investierten Gelder aller Anleger in einen bestimmten ETF. Je höher das Fondsvolumen eines ETF ausfällt, desto niedriger sind die Kosten für ETF-Emittenten. Dadurch wiederum ist bei einem hohen Fondsvolumen oftmals auch die TER für dich als Käufer niedriger.
Zudem: Ab einem Fondsvolumen von einer Summe von 100 Millionen Euro ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ein ETF vom Emittenten eingestellt oder aufgelöst wird. Sehr kleine ETFs mit einem geringen Fondsvolumen erwirtschaften manchmal schlechtere Renditen, wodurch die Kosten für die ETF-Anbieter steigen.
Sollte der Fall eintreten, dass ein ETF tatsächlich geschlossen wird, erhältst du als Anleger eine Information darüber. In diesem Fall erhältst du als Investor dein gesamtes investiertes Geld zurück. Ein finanzieller Verlust entsteht durch die Liquidierung eines ETF für dich persönlich also nicht. Alternativ kann es auch sein, dass ein ETF mit einem anderen Produkt verschmolzen wird oder an einen anderen Emittenten übergeht.
8. Auflegungsdatum und Fondsalter
Wenn du dich mit dem Fondsvolumen von einem ETF beschäftigst, solltest du im gleichen Zug auch das Fondsalter und das Auflegungsdatum betrachten. Das Auflegungsdatum ist der offizielle Start eines ETF. Wenn das Fondsalter erst wenige Wochen oder weniger Monate beträgt, kann es beispielsweise sein, dass das Fondsvolumen noch geringer ausfällt.
ETFs mit einem sehr hohen Fondsalter haben in der Regel auch ein höheres Fondsvolumen. Sie sind am Markt etabliert. Außerdem hast du als Anleger zahlreiche Daten zur Entwicklung und zur Rendite zur Verfügung. Bei einem zehn Jahre alten ETF kannst du immer die Rendite des ETFs mit dem Index vergleichen. Sollte die Rendite trotz hohem Fondsvolumen und Fondsalter schlechter ausfallen, kann die schlechte Performance ein Hinweis auf hohe Kosten sein.
9. Vergleichsindex
Wenn du die Performance eines DAX-ETFs vergleichen willst, wirfst du einem Blick auf die Entwicklung des DAX im gleichen Zeitraum. Der DAX ist dabei ein sogenannter Vergleichsindex oder Benchmark.
Aktiv gemanagte Fonds sind oftmals mit Blick auf die TER teurer, verfolgen dafür das Ziel, die Performance des Vergleichsindex zu schlagen. Passiv gemanagte Fonds und ETFs sollten dagegen eine vergleichbare Rendite wie der Vergleichsindex aufweisen, sind dafür aber auch deutlich kleiner und tragen weniger Risiko.
10. Ausschüttender ETF und thesaurierender ETF
Bei der Auswahl eines ETF sollten Anleger darauf achten, ob der ETF als thesaurierend oder ausschüttend bezeichnet wird.
- Bei einem thesaurierenden ETF werden die erwirtschafteten Kapitalerträge vom ETF-Emittenten automatisch wieder in den ETF reinvestiert. Auf diese Art und Weise erhöht sich der Wert des ETF, wodurch du vom Zinseszinseffekt profitierst.
- Bei einem ausschüttenden ETF erhältst du als Investor die Dividenden, die der ETF-Anbieter für die Aktien erhält, anteilig ausgeschüttet. Sie stehen dir als Investor dann je nach Ausschüttungsintervall (jährlich, halbjährlich oder quartalsweise) auf deinem Referenzkonto zur Verfügung.
💡 Tipp für dich
Die ausgeschütteten Erträge werden sofort durch deinen Broker versteuert. Wenn du deinen Sparerpauschbetrag in Höhe von 1.000 Euro nicht anderweitig nutzt, kannst du diesen durch einen ausschüttenden ETF ausnutzen.
11. Rebalancing-Intervall
ETFs bilden die Entwicklung von einzelnen Indizes nach. Demnach haben Kursschwankungen von einzelnen Aktien, die in einem ETF enthalten sind, auch Auswirkungen auf den ETF selbst. Wenn beispielsweise die Allianz-Aktie in einem halben Jahr um 200 Prozent zulegt, verändert sich die Gewichtung in einem DAX-ETF signifikant.
Deshalb gibt es bei ETF-Anbietern und Fondsgesellschaften regelmäßige Rebalancing-Intervalle. Das heißt: In festgelegten Abständen versuchen die ETF-Emittenten die Gewichtung der einzelnen Aktien innerhalb eine ETFs durch Umschichtungen, Käufe und Verkäufe auszugleichen.
Dabei wiederum entstehen Transaktionskosten, die sich auf die Rendite eines ETF auswirken können. Sehr häufige Rebalancing-Intervalle sind für Anleger also nicht zwingend von Vorteil.
12. ISIN und WKN
Sowohl die ISIN (International Securities Identification Number; deutsch: internationale Wertpapierkennnummer) als auch die WKN (Wertpapierkennnummer) sind eindeutig zugeordnete Zahlen- und Buchstabenkombinationen, mit denen du bei deinem Broker einen bestimmten ETF oder eine bestimmte Aktie finden kannst.
💡 Hinweis
Um etwaige Verwechslungen auszuschließen, wird bei der Namensvergabe auf die Buchstaben „I“ und „O“ verzichtet, um Verwechslungen mit den Zahlen 1 und 0 zu vermeiden.
Die ISIN und die WKN sind dabei eindeutige Namen für ETFs und Aktien. Dadurch lassen sich Verwechslungen aufgrund von ähnlichen Namen vermeiden. Wenn du bei deinem Broker nach einer bestimmten WKN oder ISIN suchst, findest du exakt das Produkt, das du suchst.
Die WKN ist eine Kennzahl, die in Deutschland zum Einsatz kommt. Die ISIN ist dagegen international weiter verbreitet. Bei deinem Broker dürftest du aber beide Nummern finden.
Wo findest du weitere Informationen zu den ETFs?
Jetzt weißt du, wofür die einzelnen Abkürzungen, Begriffe und Kennzahlen bei ETFs stehen. Aber wo findest du jetzt die passenden Daten? Hier gibt es drei Möglichkeiten: Entweder im sogenannten Fact Sheet des ETF-Anbieters. Das klingt spektakulärer als es ist, dabei handelt es sich nur um ein PDF-Dokument.
Alternativ auf der Website des ETF-Anbieters (zum Beispiel hier für einen iShares ETF) oder direkt bei deinem Broker in der Detailansicht des jeweiligen ETFs. Hier kannst du dir vor dem Kauf deines ETF die wichtigsten Informationen und Kennzahlen nochmal im Detail anschauen.
Damit bist du jetzt also bestens gerüstet für deinen ersten oder nächsten ETF.
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