Wir wollten wissen, wie mächtig Trade Republic unter den Neobrokern ist. Deshalb haben wir analysiert, wie viele Nutzer Trade Republic, Scalable Capital, Smartbroker und andere Neobroker haben – und wie viel Geld sie verwalten. Die Ergebnisse unserer Neobroker Statistiken waren überraschend.
Die wichtigsten Learnings
- Mit über 4 Millionen Nutzern führt Trade Republic das Ranking unter den Neobrokern mit großem Abstand an. Zudem verwaltet der Neobroker mit über 35 Milliarden Euro auch das meiste Geld unter den Neobrokern.
- Scalable Capital gibt leider auch auf Nachfrage keine gesonderten Daten für den Neobroker raus. Zusammen mit der Vermögensverwaltung verwaltet Scalable Capital aber über 20 Milliarden Euro von über 1 Million Kunden.
- Smartbroker hat auch nach der Umstellung auf Smartbroker+ keine großen Sprünge gemacht. Die Zinsen bei Trade Republic und Scalable Capital machen dem Neobroker spürbar zu schaffen. Aber: Runtergerechnet auf das Vermögen pro Kunde führt Smartbroker das Ranking sogar an.
Tabelle: So viele Nutzer und verwaltetes Vermögen haben die Neobroker
In der folgenden Tabelle siehst du, wie viele Kunden und wie viel verwaltetes Vermögen die Neobroker Trade Republic, Scalable Capital und Smartbroker haben.
Neobroker | Kundenanzahl | Vermögen gesamt | Vermögen / Kunde |
---|---|---|---|
Trade Republic | 4 Mio. | 35 Mrd. € | 8.750 € |
Scalable Capital | 1 Mio.* | 20 Mrd. €* | 20.000 €* |
Smartbroker | 178.000 | 10 Mrd. € | 56.000 € |
* Scalable Capital gibt die Zahlen für Broker und Vermögensverwaltung summiert aus
Kundenzahlen: Trade Republic kaum einholbar
Bei den Kundenzahlen kommuniziert Trade Republic seit einigen Wochen sehr aggressiv, dass man inzwischen über 4 Millionen Kunden aus 17 europäischen Ländern betreut. Der Großteil der Kunden dürfte auf Deutschland entfallen.
Das zeigte sich auch ziemlich deutlich beim Start der Trade Republic Visa-Debitkarte. Dort standen zwischenzeitlich weit über eine Million Menschen auf der Warteliste.
Dahinter folgt Scalable Capital. Die betreuen aktuell über 1 Million Kunden. Allerdings gilt diese Zahl für die gesamte Scalable Capital Plattform, also auch für die Vermögensverwaltung. Auch auf unsere Nachfrage hin wollte Scalable Capital diese Zahlen nicht weiter aufschlüsseln.
Wir müssen die Zahl für einen fairen Vergleich also mit Vorsicht genießen und einen Teil für andere Produkte abziehen. Wir gehen aber davon aus, dass der Großteil dieser Kunden auch ein Depot bei Scalable Capital hat.
Neobroker Statistiken: Smartbroker auch nach Umstellung Smartbroker+ mit Problemen
Kommen wir jetzt zu Smartbroker. Die veröffentlichen monatlich die wichtigsten KPIs zum Broker-Geschäft. Dementsprechend haben wir hier nicht nur die aktuellen Zahlen, sondern können auch die Entwicklung sehen. Smartbroker gibt aktuell 178.000 Kunden aus.
Der Abstand zu Scalable Capital und vor allem Trade Republic ist also schon gewaltig. Und es sieht nicht danach aus, als würde sich daran auf absehbare Zeit etwas ändern. Ganz im Gegenteil. Denn aktuell schwanken die Zahlen so um die 180.000er-Marke, jeden Monat plus-minus ein oder zwei Tausend.
Zinsen bei Trade Republic und Scalable Capital haben anderen Neobrokern geschadet
Aber interessanter ist, was sich auf der Website an historischen Daten findet. So steht auf einer anderen Seite: “Zum Jahresende 2022 betreute das Unternehmen gesamt mehr als 267.000 Kundendepots”. Ende 2022 – und seitdem sind knapp 90.000 Kunden abhanden gekommen?
Das ist interessant, weil Trade Republic Anfang 2023 die Zinsen aufs Verrechnungskonto eingeführt und damit für einem regelrechten Run auf Trade Republic Depots gesorgt hat.
Von einer Milliarde Kundengelder, die zu Trade Republic geflossen sind, war damals die Rede. Und alleine bei der Android-App von 120.000 neuen App-Downloads. Wie belastbar die Zahlen sind, sei dahingestellt. Und natürlich wissen wir nicht, woher das Geld und die neuen Kunden kamen.
Aber: Es ist bekannt in der Fintech-Szene, dass Trade Republic den anderen Neobrokern in dieser Zeit sehr wehgetan hat. Dass Scalable Capital kurz darauf dann auch noch Zinsen eingeführt hat, wird Smartbroker auch nicht geholfen haben. Spannend ist bei den Smartbroker-Zahlen auch, dass man im Januar kein nennenswertes Wachstum melden konnte. Der Januar ist klassisch für Banken und Broker einer der wichtigsten Monate.
Verwaltetes Vermögen bei Neobrokern
Nachdem wir nun wissen, wie dominant Trade Republic bei den Kundenzahlen ist, ist noch ein anderer Bereich spannend: Das verwaltete Vermögen. Das ist das Geld, das Kunden auf den Konten und in den Depots bei den jeweiligen Neobrokern liegen haben.
Hier konzentrieren wir uns auf die drei Neobroker, von denen uns aktuelle Zahlen vorliegen: Trade Republic, Scalable Capital und Smartbroker. Trade Republic führt diese Statistik zwar in absoluten Zahlen mit über 35 Milliarden Euro Kundengeldern an, gefolgt von Scalable Capital mit über 20 Milliarden und Smartbroker mit knapp 10 Milliarden. Das liegt aber vor allem an den Kundenzahlen.
Wie sieht es aber aus, wenn wir uns die Zahlen pro Kunde anschauen? Dann ergibt sich ein völlig anderes Bild. Hier dominiert Smartbroker mit 56.000 Euro pro Kunde, gefolgt von Scalable Capital mit 20.000 Euro – wohlgemerkt wieder für die gesamte Plattform inklusive Vermögensverwaltung – und Trade Republic mit nur 8.750 Euro pro Kunde.
Dass die Kunden von Trade Republic tendentiell jünger sind und damit tendentiell weniger Geld zur Verfügung haben, war klar. Dennoch hätten wir erwartet, dass der Abstand zwischen Trade Republic und Smartbroker nicht so groß ist.
Neobroker Statistiken: Zahlen zu anderen Neobrokern
Angefragt haben wir auch Just Trade, Finanzen.net Zero und Traders Place, hier haben wir aber keine belastbaren Daten bekommen. Bei JustTrade hat sich auf FINANZENTDECKER-Nachfrage Geschäftsführer Ralf Oetting gemeldet: „Als einziger nicht-venture finanzierter und nicht zu einem großen Konzern gehöriger Neobroker arbeiten wir seit geraumer Zeit profitabel und haben uns einem nachhaltigem Wachstum verschrieben.“
Das kann bezogen auf die Kundenzahlen alles und nichts heißen, aber dass JustTrade profitabel arbeitet, ist eine gute und wichtige Nachricht für die Kunden und für die Neobroker-Branche. Von Finanzen.net Zero und Traders Place gab es keine Zahlen.
Bei Finanzen.net Zero ist interessant, dass die im März 2021 Konkurrent Gratisbroker übernommen und deren Kunden in den eigenen Neobroker integriert hat. Dementsprechend spannend wären hier aktuelle Zahlen gewesen. Ebenso beim noch sehr jungen Traders Place.
Fazit: Was sagen uns diese Neobroker Statistiken?
Im Kern sagen uns diese Neobroker Statistiken drei Dinge.
- Trade Republic ist auf organischem Weg kaum einzuholen vom Rest.
- Scalable Capital ist aktuell der unangefochtene Zweite.
- Um Platz 3 konkurrieren die anderen Neobroker. Früher oder später kommt es in diesem umkämpften Markt nach der Gratisbroker-Übernahme zu weiteren Konsolidierungen. Spätestens mit dem Payment-For-Order-Flow-Verbot ab Sommer 2026.
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