Der Norwegische Staatsfonds ist nicht nur der größte Fonds, sondern auch einer der einflussreichsten Investoren weltweit. In unserem Guide erklären wir dir, wie der Norwegische Staatsfonds investiert, wie er auf globale Firmen gezielt Einfluss nimmt – und: wie du als Investor den Erfolg möglichst genau nachstellen kannst.
Was ist der Norwegische Staatsfonds?
Der Norwegische Staatsfonds ist der größte Staatsfonds der Welt. Er trägt offiziell den Namen „Government Pension Fund Global“ und verfolgt das Ziel, die Einnahmen aus den norwegischen Öl- und Gasvorkommen so zu investieren, dass der Wohlstand des Landes Norwegen auch dann garantiert ist, wenn die fossilen Energiebestände erschöpft sind und somit eine Haupteinnahmequelle des norwegischen Staats versiegt.
Woher stammt das Geld aus dem Norwegischen Staatsfonds?
Im Jahr 1969 wurde in der Nordsee vor der Küste Norwegens das erste Offshore-Ölfeld entdeckt. Nach den starken Ölpreisschwankungen in den 1970er Jahren beschloss die norwegische Regierung, dass die Einnahmen verantwortungsvoll genutzt werden sollen, um wirtschaftliche Schwankungen auszugleichen.
Deshalb hat das norwegische Parlament im Jahr 1990 entscheiden, dass die Einnahmen aus den Öl- und Gasexporten in einen Staatsfonds fließen sollen, der ins Ausland investiert. Daher auch der Zusatz „Fund Global“. Im Jahr 1996 fand die erste Einzahlung statt.
Im Jahr 2019 durchbrach der Wert des Norwegischen Staatsfonds erstmals die Grenze von 10.000 Milliarden Norwegischen Kronen. Im November 2025 liegt der Wert bereits bei 20.500 Milliarden Norwegischen Kronen, was einer Verdopplung in den letzten sechs Jahren entspricht. In Euro umgerechnet sind das 1.848 Milliarden Euro.
Wenn man das Vermögen des Norwegischen Staatsfonds auf die derzeit rund 5,6 Millionen Bürger des Landes verteilen würde, würde das einem Pro-Kopf-Vermögen von umgerechnet 328.000 Euro entsprechen. In Norwegischen Kronen gerechnet ist also durch den Staatsfonds in der Theorie jeder Einwohner des Landes Millionär.
Wer verwaltet den Norwegischen Staatsfonds?
Der Norwegische Staatsfonds wird von der Norwegischen Zentralbank, der Norges Bank, verwaltet. Genauer gesagt ist mit dem Norges Bank Investment Management (NBIM) eine Abteilung der Zentralbank dafür verantwortlich, „den Fonds mit dem Auftrag zu verwalten, das finanzielle Vermögen für zukünftige Generationen zu sichern und auszubauen“.
Die übergeordneten Richtlinien werden vom norwegischen Parlament festgesetzt. Sie sind im sogenannten „Government Pension Fund Act“ gesetzlich festgehalten. Das Finanzministerium ist für die Entwicklung des Staatsfonds und für die Festlegung und Einhaltung der Richtlinien verantwortlich. Auf diese gehen wir später im Text noch ausführlicher ein.
In welche Anlageformen investiert der Norwegische Staatsfonds?
Es besteht über alle Parteien in Norwegen hinweg eine Übereinkunft, dass der Norwegische Staatsfonds dazu da ist, um den finanziellen Wohlstand des Landes auch in Zukunft sicherzustellen. Deshalb ist in der Gesetzgebung festgehalten, dass das Grundvermögen des Fonds auch in finanziellen Krisen nicht von der Regierung verwendet werden darf. Die Politik darf lediglich den durchschnittlichen Gewinn investieren, der sich auf rund drei Prozent im Jahr beläuft.
Der Staatsfonds investiert in vier Anlageklassen:
- Aktien (70,6 Prozent)
- Anleihen (27,1 Prozent)
- Immobilien (1,9 Prozent)
- Infrastrukturprojekte / erneuerbare Energien (0,4 Prozent)
Die Aktien bilden den Schwerpunkt der Fondsanlage, um (wie jeder andere World-ETF) langfristig von den hohen Renditen des Aktienmarkts zu profitieren. Die Staats- und Unternehmensanleihen dienen der Stabilität und Risikostreuung, falls der Aktienmarkt in eine Krise geraten sollte. Die Investments in Immobilien und erneuerbare Energien sind kleine, strategische Bausteine, um die Diversifikation zu erhöhen und die Nachhaltigkeit zu steigern.
In welche Firmen und Länder investiert der Norwegische Staatsfonds?
Der Norwegische Staatsfonds hat derzeit in 8.374 Unternehmen aus 62 Länden investiert. Damit besitzt er im Durchschnitt 1,5 Prozent von tausenden Firmen rund um den Globus. Die aktuelle Investment-Verteilung des Norwegischen Staatsfonds kannst du jederzeit transparent einsehen.
Die größten Positionen (Stand November 2025) sind:
- Nvidia
- Microsoft
- Apple
- Amazon
- Alphabet
- Meta
- Broadcom
- TSMC
- Tesla
- Berkshire Hathaway
Die größte deutsche Firma im Portfolio des Norwegischen Staatsfonds ist übrigens SAP, das derzeit auf dem 12. Platz liegt. Die Investments in SAP entsprechen einem Wert von umgerechnet 8,28 Milliarden Euro.
Das offenbart auch: Der Norwegische Staatsfonds gehört zu den einflussreichsten Großanlegern der Welt und kann gezielt die strategische Ausrichtung von globalen, börsennotierten Firmen beeinflussen.
Welche Investment-Strategie verfolgt der Norwegische Staatsfonds?
Der Norwegische Staatsfonds verfolgt eine klassische Buy-and-Hold-Strategie. Die Fondsmanager sind dazu angehalten, „den nationalen Wohlstand so lange wie es möglich ist sicherzustellen“.
Die getätigten Investments haben laut Aussagen der Fondsmanager des Norwegischen Staatsfonds eine „extreme langfristige Perspektive“. Es geht darum, der norwegischen Bevölkerung die höchstmögliche Rendite zu erwirtschaften mit einem moderaten Risiko, sodass der Fonds weiterhin wächst.
Als Orientierung hat das norwegische Finanzministerium mit dem FTSE Global All Cap Index einen Vergleichsindex vorgegeben. Er enthält 8.716 Unternehmen aus 44 Ländern. Die Wertentwicklung der beiden Fonds soll nicht groß voneinander abweichen. Auch für die Anleihen gibt es einen Benchmark-Index, der auf der Grundlage von Bloomberg Barclays erstellt wird und 18.354 Anleihen von 2.456 Emittenten summiert.
Welche Kriterien müssen Investments des Norwegischen Staatsfonds erfüllen?
Obwohl der Norwegische Staatsfonds darauf ausgerichtet ist, eine möglichst hohe Rendite zum Wohl des norwegischen Volks zu erzielen, ist sich der Fonds auch seiner Verantwortung gegenüber den Menschen und unserem Planeten bewusst. Deshalb gibt es klare ethische, nachhaltige und soziale Richtlinien, nach denen der Norwegische Staatsfonds in Unternehmen investiert.
Ausschlusskriterien sind zum Beispiel:
- Umweltzerstörung und fossile Brennstoffe
- Waffenproduktion
- Tabak
- Kinderarbeit
- Menschenrechtsverletzungen
Ein extra eingerichteter Ethikrat kontrolliert die Einhaltung der Vorgaben und regt etwaige Ausschlüsse an. Deshalb wurden im August 2025 zum Beispiel Caterpillar und weitere Firmen aus dem Fonds ausgeschlossen, weil sie die Menschenrechte in Kriegsgebieten nicht beachten.
Auch weitere prominente Firmen stehen auf der Ausschlussliste des Norwegischen Staatsfonds. Dazu gehören unter anderem der Bergbaukonzern Rio Tinto, der Goldproduzent Barrick Gold Corporation, die Waffenhersteller Boeing und Bombardier oder der Tabakkonzern Philip Morris.
Aktive Einflussnahme als Investor bei Entscheidungen
Das zeigt: Der Norwegische Staatsfonds erzielt nicht Rendite um jeden Preis, sondern setzt die strengen Richtlinien konsequent um. Als Großaktionär nimmt der Staatsfonds durch Mitarbeiter auch an den Hauptversammlungen teil.
Es gibt eine explizite Voting Policy, mit der der Norwegische Staatsfonds die Gestaltung und die Entscheidungen von führenden Konzernen beeinflusst, sodass sie den eigenen ethischen und sozialen Standards entsprechen.
Wie hat sich der Norwegische Staatsfonds seit seiner Gründung entwickelt?
Der Norwegische Staatsfonds hat seit dem 1. Januar 1998 bis zum Ende des dritten Quartals 2025 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,6 Prozent erzielt. Damit hat er gegenüber dem obengenannten Vergleichsindex eine Outperformance von 0,24 Prozentpunkte seit 1998 erzielt.
Die erzielte, kumulierte Rendite liegt seit 1998 bei 12.826 Milliarden Norwegischen Kronen, was rund 1.150 Milliarden Euro an Rendite entspricht.
Das zeigt auch: Die Investment-Strategie des Norwegischen Staatsfonds geht in den vergangenen knapp 30 Jahren hervorragend auf und erzielt deutlich bessere Rendite als reine Staatsanleihen, Tagesgelder oder Festgelder und vergleichbare Renditen wie andere große Indizes wie der MSCI World.
Dabei gibt es den entscheidenden Unterschied, dass sich der Norwegische Staatsfonds aktiv für soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und eine faire Zukunft einsetzt, während im MSCI World auch Waffenproduzenten, Tabakkonzerne und Hersteller fossiler Rohstoffe enthalten sind.
Wie kann ich den Erfolg des Norwegischen Staatsfonds nachstellen?
Es gibt keinen ETF, der die Investments des Norwegischen Staatsfonds exakt repliziert. Es ist also nicht ohne Weiteres möglich als Privatinvestor am Erfolg des Norwegischen Staatsfonds teilzuhaben. Allerdings hast du die Möglichkeit, die Investment-Strategie der norwegischen Zentralbank nachzustellen.
Aufteilung nach Aktien und Anleihen
Beginnen wir zunächst mit der Aufteilung nach Assetklassen. Die Investments in Immobilien und nachhaltige Energieprojekte ignorieren wir aufgrund der niedrigen prozentualen Gewichtung und entscheiden uns deshalb für eine Aufteilung mit 70 Prozent Aktien und 30 Prozent Anleihen.
Ein ETF für die Aktien
Aufgrund der hohen europäischen Gewichtung im Norwegischen Staatsfonds gibt es keinen Index, der die länderspezifische Aufteilung exakt nachbildet. Da der Aufbau eines ETF-Portfolios mit mehreren ETFs zu kompliziert ist und viel Feinjustierung erfordert, richten wir uns für den Aktienteil nach dem Vergleichsindex des Norwegischen Staatsfonds aus: dem FTSE Global All Cap Index.
Diesen kannst du nachbilden, indem du in den Vanguard ESG Global All Cap UCITS ETF (ISIN: IE00BNG8L278; TER: 0,24 Prozent; physische Replikation) investierst. Durch die ESG-Komponente stellst du sicher, dass die enthaltenen Unternehmen, die sozialen Standards des Norwegischen Staatsfonds größtenteils ebenfalls erfüllen.
Ein ETF für die Anleihen
Auch für die Anleihen orientieren wir uns am Vergleichsindex, an dem sich der Norwegische Staatsfonds orientiert. Das ist der Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond Index, der weltweit über 19.000 Staats- und Unternehmensanleihen mit Investment Grade enthält. Ein Beispiel-ETF ist der iShares Core Global Aggregate Bond UCITS ETF EUR Hedged (Acc) (ISIN: IE00BDBRDM35; TER: 0,10 Prozent; physische Replikation).
Dein eigener norwegischer Staatsfonds mit nur zwei ETFs
Mit den beiden genannten ETFs kannst du versuchen, die Arbeit des Norwegischen Staatsfonds nachzubilden. Du kannst beispielsweise monatlich 700 Euro in den Aktien-ETF und 300 Euro in den Anleihen-ETF investieren.
Immer am Jahresende kannst du dann selbst ein Rebalancing durchführen und die damit die ursprüngliche Verteilung von 70 zu 30 wiederherstellen. Das gelingt dir entweder, in dem du die übergewichteten Anteile verkaufst oder indem du die Sparrate des untergewichteten ETFs solange erhöhst bis die richtige Verteilung wieder erreicht ist.


























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