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Hintergründe zum Handelsverbot: Warum kannst du keine Schweizer Aktien kaufen?

Ob Nestlé, Novartis, Swiss Re oder Geberit: Schweizer Aktien genießen ein hohes Ansehen bei Anlegern. Trotzdem ist es insbesondere für deutsche Anleger schwierig, direkt in Aktien aus der Schweiz zu investieren. Wir erklären dir in unserem Guide, welche Probleme es dabei gibt und wie du kostengünstig Schweizer Aktien kaufen und verkaufen kannst.

Hintergründe zum Handelsverbot: Warum kannst du in Deutschland keine Schweizer Aktien kaufen?

Seit dem 1. Juli 2019 gibt es ein Handelsverbot für Schweizer Aktien an europäischen Börsen. Seit diesem Stichtag können deutsche Anleger über deutsche Börsen weder Schweizer Aktien kaufen noch etwaige Bestände aus ihrem Depot verkaufen. Diesem drastischen Schritt zugrunde liegt ein jahrelanger politischer Streit zwischen der Schweiz und der Europäischen Union.

Dabei geht es schwerpunktmäßig um die Durchsetzung des EU-Binnenmarktrechts in der Schweiz. Die Schweiz wiederum blockiert oder verschleppt vereinbarte Maßnahmen, weil sie Wettbewerbsverzerrungen befürchtet. Die Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und der Schweiz rund um einen entsprechenden Rahmenvertrag haben bereits im Jahr 2014 begonnen. Zwischenzeitlich hatte die EU den Druck auf die Schweiz erhöht, indem sie die Schweizer Börse abwerten wollte.

Da die Schweiz nicht reagiert hat, hat die Schweiz ihre Börsenäquivalenz im Juni 2019 verloren. Das heißt konkret: Seit über fünf Jahren wird die Schweiz als Börsenland wie beispielsweise Malaysia bewertet. Nachdem auch im Jahr 2021 Versuche gescheitert sind, ein Rahmenabkommen zwischen der EU und der Schweiz abzuschließen, wurden im Frühjahr 2024 wieder Verhandlungen aufgenommen – bislang ohne Erfolg.

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Welche Maßnahmen hat die Schweiz als Reaktion ergriffen?

Als Konsequenz auf das aggressive Vorgehen der EU gegen den heimischen Aktienmarkt hat die Schweiz selbst einen so genannten Schutzplan eingeführt. Dieser Schutzplan verbietet den Handel mit Aktien aus der Schweiz an anderen europäischen Börsenplätzen wie beispielsweise der Börse Frankfurt.

Wer diese Aktien kaufen oder verkaufen möchte, kann dies nur noch direkt an der Börse Zürich oder über den OTC-Direkthandel. Wer bereits Aktien aus der Schweiz in seinem Depot hat, kann diese nicht verkaufen – es sei denn, der eigene Broker bietet den Handel an ausländischen Börsen an. Darauf gehen wir später im Text detailliert ein.

Schweizer Aktien kaufen: ADRs und ETFs als unkomplizierte Alternative

Zuvor wollen wir dir zwei Alternativen vorstellen, wie du Schweizer Aktien kaufen kannst ohne direkt in Schweizer Aktien investieren zu können.

1. ADRs von Schweizer Aktien kaufen

Auf das Handelsverbot im Juli 2019 haben zahlreiche Depotbanken umgehend reagiert und so genannte ADRs auf den Markt gebracht. ADR ist die Abkürzung für American Depositary Receipt. Dahinter verbirgt sich ein Hinterlegungsschein.

Im Fall der Schweiz bedeutet das: US-Banken kaufen Schweizer Aktien wie Nestlé, Geberit, Roche oder UBS, verwahren diese und geben über eine US-Börse die entsprechenden Zertifikate (ADRs) heraus. Wie ADRs funktionieren, haben wir dir in unserem ausführlichen ADR Guide erklärt.

Die Schweizer ADRs kannst du bequem bei den allermeisten Brokern handeln. Bei kostengünstigen Neobrokern wie Trade Republic oder Scalable Capital sind viele Schweizer ADRs handelbar. Somit kannst du über ADRs indirekt in Schweizer Aktien investieren.

Bei einem Investment in ein ADR solltest du dir allerdings immer darüber bewusst sein, dass ADRs keine Aktien sind. Es handelt sich um Zertifikate, die (währungs-)politischen Risiken ausgesetzt sind und teilweise in ihrer Funktionalität beschränkt sind. So hast du als ADR-Besitzer oftmals kein Stimmrecht. Wenn du dir der Risiken bewusst bist, sind ADRs eine unkomplizierte Möglichkeit, um in Schweizer Aktien zu investieren.

2. Über ETFs in Aktien aus der Schweiz investieren

Wenn es dir wichtig ist, dass du in „echte“ Schweizer Aktien investierst, kannst du das Handelsverbot umgehen, indem du in einen Schweiz-ETF investierst. Ein ETF ist ein passiv gemanagter Indexfonds, der einen bestimmten Index oder Markt abbildet und an der Börse gehandelt wird.

Insgesamt gibt es vier ETF-Indizes, die versuchen, den Schweizer Aktienmarkt möglichst detailliert abzubilden.

  • Dow Jones Switzerland Titans 30: Dieser Index bildet die 30 größten börsennotierten Unternehmen aus der Schweiz ab. Dabei liegt die maximale Gewichtung eines Unternehmens bei zehn Prozent des Index.
  • MSCI Switzerland: Dieser Index bildet die 45 größten und umsatzstärksten, börsennotierten Unternehmen der Schweiz ab.
  • SLI: Der SLI Index verfolgt das Ziel, die 30 größten und meistgehandelten, börsennotierten Unternehmen der Schweiz abzubilden.
  • Solactive Swiss Large Cap: Etwas fokussierter ist der Solactive Swiss Large Cap Index. Er konzentriert sich auf die 20 größten und meistgehandelten, börsennotierten Schweizer Aktien – bezieht allerdings nicht nur das Large-Cap, sondern auch das Mid-Cap-Segment mit ein.

Zwei Beispiele für Schweiz-ETFs:

  • iShares SLI UCITS ETF (DE) (ISIN: DE0005933964)
  • Amundi MSCI Switzerland UCITS ETF CHF (ISIN: LU1681044993)

Ein Schweiz-ETF bietet dir als Investor die Möglichkeit, breit gestreut in die wichtigsten, börsennotierten Firmen der Schweiz zu investieren. Mit einem Schweiz-ETF diversifizierst du dein Portfolio, partizipierst kostengünstig und direkt am Erfolg des Schweizer Aktienmarkts und hast keinen Aufwand mit Einzelaktien.

Bei welchen Brokern kannst du Schweizer Aktien kaufen?

Der Handel mit Schweizer Aktien ist für deutsche Anleger teilweise beschränkt. Ob du Schweizer Aktien kaufen und verkaufen kannst, hängt von deinem Broker ab.

💡 Tipp

Du kannst die Verfügbarkeit von Schweizer Aktien überprüfen, indem du beispielsweise nach Nestlé (ISIN: CH0038863350) suchst. Taucht dagegen nur das Nestlé ADR (ISIN: US6410694060) auf, kannst du davon ausgehen, dass dein Broker den Handel mit Schweizer Aktien nicht anbietet, da Nestlé zu den bekanntesten und gefragtesten Schweizer Aktien gehört.

Wenn du ein Depot bei internationalen Privatbanken wie der Deutschen Bank oder der Unicredit hast, kannst du in der Regel Schweizer Aktien kaufen. Das geht, weil diese Broker ihren Kunden zahlreiche internationale Handelsplätze anbieten. Die Kosten für diese Depots sind allerdings auch sehr hoch, sodass insbesondere für Einsteiger das Preis-Leistungs-Verhältnis oftmals nicht stimmt.

Da Schweizer Aktien auch für Börsenneulinge spannend sind, haben wir dir vier preiswerte Alternativen herausgesucht, die ebenfalls den Handel am Schweizer Aktienmarkt ermöglichen:

Unsere Empfehlung für Aktionäre, die Schweizer Aktien kaufen wollen, ist Finanzen.net Zero. Der Neobroker punktet mit einer kostenlosen Depot- und Kontoführung. Ab einem Ordervolumen von 500 Euro sind deine Trades kostenlos. Darunter wird ein Mindermengenzuschlag von einem Euro fällig. Durch die sehr niedrigen Gebühren wird deine erwirtschaftete Rendite mit Schweizer Aktien nicht geschmälert. JustTrade hat ein ähnlich gutes Angebot mit niedrigen Ordergebühren auf Schweizer Aktien.

Was kannst du machen, wenn dein Broker keinen Handel mit Schweizer Aktien mehr erlaubt und sie in deinem Depot liegen?

Bis zur Aussprache des Handelsverbots haben fast alle Broker den Handel mit Schweizer Aktien angeboten. Es kann also sein, dass in deinem Depot – zum Beispiel bei der Comdirect oder anderen Brokern – Schweizer Aktien liegen. Aufgrund der Limitationen deines Brokers kannst du jedoch weder neue Aktien kaufen noch deinen Depotbestand verkaufen.

Eine Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen, besteht darin, einen Depotübertrag zu machen. Mit einem Depotübertrag kannst du dein ganzes Depot oder einzelne Werte zu einem anderen Broker transferieren. Da dieser Vorgang in Deutschland kostenlos sein muss, fallen für dich keine zusätzlichen Kosten an.

Falls du nicht-handelbare Schweizer Aktien besitzt, kannst du darüber nachdenken, ein Zweit-Depot – zum Beispiel bei unseren Empfehlungen im vorherigen Abschnitt – zu eröffnen. Dorthin kannst du nach der Depoteröffnung deine Schweizer Aktien übertragen und wieder handeln.

Erhalte ich trotzdem Dividenden von Schweizer Aktien?

Da es für Schweizer Aktien in Europa nur ein Handelsverbot gibt und kein Delisting stattgefunden hat, profitierst du weiterhin von Dividendenzahlungen.

Liegen in deinem Depot beispielsweise Nestlé-, Novartis- oder Roche-Aktien bekommst du die Dividenden gutgeschrieben. Solange dein Broker den Handel mit Schweizer Aktien nicht anbietet, fehlt dir lediglich die Möglichkeit, diese Dividenden direkt in Schweizer Aktien zu reinvestieren.

Fazit: Aktien aus der Schweiz handeln – leider schwierig für deutsche Anleger

Viele börsennotierte Schweizer Unternehmen sind sehr erfolgreich. Deshalb kann es für Anleger sehr spannend sein, gezielt in Schweizer Aktien zu investieren. Dabei solltest du stets das Ziel verfolgen, „echte“ Schweizer Aktien zu kaufen. ADRs und ETFs sind mehr eine Übergangslösung.

Mit etwas Glück hast du bereits einen Broker, der es dir ermöglicht, dass du Schweizer Aktien kaufen und verkaufen kannst. Wenn dir eine neue Depot-Eröffnung zu viel ist, ist ein Schweiz-ETF die perfekte Kombination für dich. Diese kannst du bei allen gängigen Brokern kaufen.

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Christian Erxleben ist ausgebildeter Journalist mit Erfahrung in den Bereichen Technologie, Wirtschaft und Gesundheit. Neben seiner Arbeit für FINANZENTDECKER als Experte für Finanzprodukte, ist er beim Diakoniewerk Martha-Maria tätig. Er investiert aktiv in Aktien und ETFs.