P2P-Kredite sind für viele Menschen eine Alternative zum Kredit bei der Bank geworden. Vor allem im Baltikum und in Skandinavien werden P2P-Plattformen für Kreditnehmer immer populärer. Eine davon ist Mintos, die wir in ihrem Headquarter in der lettischen Hauptstadt Riga besucht haben. Wir zeigen dir, wie die P2P-Plattform dort arbeitet.
Was ist Mintos?
Die P2P-Plattform Mintos wurde 2015 von Martins Sulte in Lettland gegründet und bietet Privatpersonen die Möglichkeit, in verschiedene Kreditprojekte aus 33 verschiedenen Ländern zu investieren. Bei P2P-Krediten handelt es sich, vereinfacht gesagt, um Kredite von einer Person zu einer anderen Person – ohne Mittelsmann wie eine Bank.
So kannst du auf P2P-Plattformen wie Mintos, Bondora oder EstateGuru mit vielen anderen Investoren Kredite von anderen Menschen finanzieren. Sucht beispielsweise jemand in Finnland einen Kredit in Höhe von 10.000 Euro, können 200 Investoren diesen Kredit mit jeweils 50 Euro finanzieren. Dafür erhalten sie neben der Tilgung Zinsen von meist fünf bis 12 Prozent pro Jahr.
Mintos denkt international
Mintos unterstützt derzeit sieben Sprachen und Investoren können ihr Geld in zwölf verschiedenen Währungen einzahlen und investieren. Daran sieht man, wie international Mintos denkt. Ziel ist es nicht, nur eine lokale P2P-Plattform zu sein, sondern weltweit zu expandieren.
Die durchschnittliche Bruttorendite bei einem Kredit liegt bei Mintos nach eigenen Angaben momentan bei über 9,55 Prozent. Dabei muss aber beachtet werden, dass dies nur ein Durchschnittswert ist, die Zinsen noch versteuert werden müssen und man bei P2P-Plattformen natürlich immer ein Risiko eingeht.
Mit über 460.000 Anlegern aus 62 Ländern und mehr als 7,5 Milliarden Euro an vermittelten Krediten ist Mintos aktuell eine der größten P2P-Plattformen der Welt. Insgesamt wurden mehr als 25 Millionen Kredite über Mintos finanziert. Grund genug, Mintos zu besuchen und uns vor Ort anzuschauen, wie die P2P-Plattform funktioniert.
Zu Besuch bei Mintos in Riga
Das Büro von Mintos liegt im Norden von Riga und ist im ersten Stock eines Gebäudes mit zahlreichen anderen jungen Unternehmen und Start-ups beheimatet. Pandemiebedingt arbeiten aktuell die meisten der 170 Mitarbeiter remote aus dem Home Office, weshalb es bei unserem Besuch vor Ort relativ ruhig war.
Der Großteil der Angestellten arbeitet im Bereich „AML“. Das bedeutet ausgeschrieben „Anti Money Laundering“, was aufgrund der vielen Regularien, die eine P2P-Plattform erfüllen muss, ein immens wichtiger Bereich für Mintos ist. Um das Problem der Geldwäsche in Europa zu bekämpfen, führte die Europäische Union im Jahr 1983 das AML-Gesetz ein.
Dieses verlangt von den Finanzdienstleistern die Durchführung von AML-Prüfungen bei den Nutzern der Plattform, welche die jeweiligen Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Aus diesem Team ist der Großteil trotz der Pandemie vor Ort. Das betont Geschäftsführer Martins Sulte in unserem Gespräch.
Mintos setzt auf offenes Bürokonzept
Mintos setzt auf ein offenes Bürokonzept in den einzelnen Abteilungen. Für wichtige Termine und Besprechungen gibt es geschlossene Konferenzräume, welche sich die einzelnen Abteilungen bei Bedarf jeweils buchen können. Die Verfügbarkeit des Raumes wird dann an einem kleinen Display neben der Tür angezeigt.
Mintos setzt, wie heute bei Start-ups üblich, auf ein hohes Maß an Komfort für seine Mitarbeiter. Das sieht man auch an einer Ecke mit Sitzsäcken, welche den Mitarbeiter ebenfalls zum Arbeiten zur Verfügung stehen, oder an dem Nap-Raum, indem sie nach langen Meetings auch mal ein paar Minuten schlafen oder relaxen können.
Mintos baut auf ein internationales Team
Aus den Gesprächen mit den wenigen Mitarbeitern, mit denen wir uns vor Ort unterhalten konnten, wurde schnell deutlich, dass sie an Mintos vor allem eben diese Start-up-Mentalität zu schätzen wissen. In unseren Gesprächen wurde übrigens immer Englisch gesprochen. Das liegt an der Internationalität des Teams.
Beim Rundgang durch die verschiedenen Abteilungen wurde uns erst klar, wie international das Team von Mintos wirklich aufgestellt ist. Neben dem Standort in Riga in Lettland hat Mintos noch weitere Büros in Deutschland, Italien und Litauen. Insgesamt besteht das Team von Mintos aktuell aus über 20 Nationalitäten.
Büro in Berlin soll Wachstum in Deutschland stärken
Im Anschluss an die Tour durch das Mintos-Büro haben wir uns mit Geschäftsführer Martins Sulte über die nächsten Schritte für die P2P-Plattform unterhalten. Vor allem wegen des hohen Investitionsvolumens und der immer weiter steigenden Beliebtheit für Geldanlage in Deutschland hat sich Mintos dazu entschieden, ein eigenes Büro in Berlin zu eröffnen.
Dadurch will das Unternehmen auch in den kommenden Jahren im deutschsprachigen Raum weiter wachsen. Dass Deutschland für Mintos ein sehr wichtiger Markt sei, betonte Martins Sulte in unserem Gespräch. Die Mitarbeiter im Berliner Büro kümmern sich in erster Linie um die deutschsprachigen Marketingaktivitäten von Mintos.
Harter Weg zur europäischen Lizenz
Im August dieses Jahres erhielt Mintos von der lettischen Aufsichtsbehörde Financial and Capital Market Commission (FCMC) die europäische Lizenz als Investmentgesellschaft. Das bietet dem Unternehmen laut Sulte die Möglichkeit, „zur zentralen Anlageplattform für Kleinanleger zu werden“.
Über zwei Jahre hatte das P2P-Unternehmen an der Lizenz gearbeitet. Laut Martins Sulte war dies mit viel Bürokratie und Aufwand verbunden und wurde dann auch ausgelassen mit dem Team gefeiert. Doch wie geht es jetzt weiter für Mintos?
Die nächsten Schritte: ETFs über Mintos?
Aktuell arbeiten die Mitarbeiter von Mintos an neuen Funktionen für die Plattform. Ab Februar 2022 soll es laut Geschäftsführer Martins Sulte dann möglich sein, über Mintos auch in ETFs zu investieren. Zudem sollen neben ETFs in den nächsten Jahren noch weitere Anlagemöglichkeiten auf der Plattform hinzukommen.
Dies soll den Kleinanlegern noch mehr Möglichkeiten geben, ihr Geld in verschiedene Assets neben den Krediten zu investieren und damit zu diversifizieren. Auch Kryptowährungen wie Bitcoin habe Mintos als Anlageklasses schon länger auf dem Zettel. Sulte warnte aber davor, sein gesamtes Sparvermögen auf Kryptowährungen zu setzen.
Auch diesjährigen Trends wie dem Hype um die Gamestop-Aktie oder der Wallstreetbets-Bewegung auf Reddit kann Sulte nur wenig abgewinnen und verglich dieses Vorgehen mit Glücksspiel und nicht mit nachhaltigem Investieren. Diversifizierung sei bei der Geldanlage sehr wichtig und daher die zukünftige Mission für Mintos.
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