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Handelsplätze: Wie unterscheiden sich Börsen voneinander?

Welche Auswirkungen hat es für dich als Anleger, ob du deine Aktien an der Börse Frankfurt oder der Börse Stuttgart kaufst – und welche Vorteile bietet zum Beispiel die New Yorker Börse? In unserem Handelsplatz-Guide wollen wir die Unterschiede zwischen Handelsplätzen, die Hintergründe und die Vorteile für Investoren erklären.

Warum gibt es unterschiedliche Handelsplätze?

Mit Börsen unter anderem in Frankfurt am Main, Stuttgart, Hamburg, Düsseldorf, München und Berlin existieren alleine in Deutschland viele verschiedene Handelsplätze.

Hinzu kommen noch elektronische Börsen und spezialisierte Handelsplätze wie die European Investor Exchange (EIX), die von der Börse Hannover in Kooperation mit Scalable Capital betrieben wird, oder Tradegate, die sich vor allem auf NASDAQ-Werte fokussiert.

Alle nationalen und internationalen Börsen unterscheiden sich auf mehreren Ebenen. Beginnen wir mit den Gründen dafür, dass es so viele unterschiedliche Handelsplätze gibt.

1. Spezialisierung auf unterschiedliche Assets

Wie nicht jede Bank jedes Finanzprodukt anbietet, so gibt es auch beim Produkt-Portfolio der einzelnen Börsen Unterschiede. Durch die Spezialisierung auf bestimmte Assets werden bestimmte Handelsplätze für bestimmte Investoren interessant.

Die New York Stock Exchange (NYSE) und die Frankfurter Wertpapierbörse sind beispielsweise auf Aktien spezialisiert. Dagegen konzentriert sich die Chicago Mercantile Exchange (CME) auf den Handel mit Futures und Optionen. An der London Metal Exchange (LME) dagegen werden primär Rohstoffe wie Kupfer und Aluminium gehandelt.

2. Lokale Börsen

Eine zweite Unterscheidung ist der Standort. So gibt es an den Handelsplätzen nicht nur eine Spezialisierung auf bestimmte Anlageformen, sondern auch auf bestimmte Unternehmen, Währungen und Länder.

Ein prominentes Beispiel dafür sind Schweizer Aktien, die (aktuell) nur über Schweizer Börsen direkt gehandelt werden können und international als ADRs gehandelt werden müssen. Ebenso gibt es chinesische Aktien, die nur über chinesische Marktplätze und sogar ausschließlich in Yuan gehandelt werden können. Ein Beispiel dafür ist der chinesische Branntweinhersteller Kweichow Moutai.

3. Wettbewerb

Der dritte Grund für unterschiedliche Handelsplätze besteht darin, dass sie den Wettbewerb untereinander fördern und somit für Investoren und Anleger ein attraktiveres Marktumfeld schaffen. So können beispielsweise niedrige Handelsgebühren ein Wettbewerbsvorteil für eine Börse sein, weil es den Handel für Privatanleger günstiger gestaltet.

Die Börse Stuttgart, die Tradegate Exchange (beide Deutschland), die Euronext (Europa) und die NYSE (USA) punkten beispielsweise mit niedrigen oder zumindest wettbewerbsfähigen Handelsgebühren gegenüber der Konkurrenz.

4. Liquidität

Der vierte Grund dafür, dass es unterschiedliche Handelsplätze und Börsen gibt, besteht darin, dass mehr Handelsplätze die Liquidität erhöhen, weil dadurch die Anzahl der Anleger steigt, was wiederum zu einem höheren Handelsvolumen führt.

Wenn sich eine Börse beispielsweise auf eine bestimmte Anlageform spezialisiert oder den Zugang zu bestimmten internationalen Märkten ermöglicht, sorgt das dafür, dass die Hürden sinken und mehr Anleger an die Börse kommen und die Assets handeln können.

5. Regulierung und Sicherheit

Zuletzt trägt eine hohe Vielfalt an Handelsplätzen dazu bei, dass die Sicherheit für Investoren an den Börsen steigt. Dazu tragen maßgeblich hohe regulatorische Anforderungen bei. So wird die NYSE von der U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) reguliert.

Um eine Listung an der NYSE zu erhalten, müssen Unternehmen hohe Transparenz-Standards erfüllen und über umfangreiche Berichte das eigene Geschäftsmodell für Anleger offenlegen.

Gleiches gilt zum Beispiel auch an der Frankfurter Wertpapierbörse, die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kontrolliert wird und neben den Berichten auch die Einhaltung der deutschen Wertpapierhandelsgesetze detailliert kontrolliert.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Handelsplätzen?

Nachdem wir im ersten Schritt geklärt haben, warum es verschiedene Handelsplätze gibt, wollen wir uns im zweiten Schritt damit beschäftigen, wie sich die einzelnen Handelsplätze konkret voneinander unterscheiden.

1. Handelszeiten

Ein erstes Unterscheidungskriterium sind die Handelszeiten, zu denen du als Anleger Aktien, ETFs und Co. kaufen und verkaufen kannst. Die Xetra, der elektronische Handelsplatz der Deutschen Börse, ist von Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 17:30 Uhr geöffnet.

Die Börsen in Düsseldorf, München, Berlin und Hannover ermöglichen darüber hinaus den Handel zwischen 8 und 22 Uhr. Dort haben Investoren die Möglichkeit, auf Ereignisse im Ausland zu reagieren, die starke Kursanstiege oder Kursstürze verursachen – auch wenn sie nach 17:30 Uhr geschehen.

2. Handelsgebühren

Auch bei den Handelsgebühren gibt es zum Teil gravierende Unterschiede zwischen den Handelsplätzen. Das ist für alle Anleger relevant, insbesondere jedoch für Börsenneulinge, die zum Beginn noch geringere Summen investieren und deren Rendite somit stärker unter hohen Fixkosten leidet.

  • Die Börse Stuttgart verlangt beispielsweise bis zu 0,074 Prozent vom Ordervolumen (mindestens 2,49 Euro und maximal 74,97 Euro)
  • An der Xetra liegt die Gebühr bei 0,0062 Prozent vom Ordervolumen (mindestens 0,63 Euro und maximal 75,60 Euro)
  • Gettex und Tradegate, die bei Neobrokern wie Trade Republic, Scalable Capital oder Smartbroker Plus zum Einsatz kommen, verzichten sogar komplett auf Handelsgebühren. Es fallen lediglich die Gebühren der Partnerbank oder des Brokers an.

3. Spreads und Liquidität

Hinter dem Begriff „Spread“ verbirgt sich die sogenannte Handelsspanne – also der Unterschied zwischen dem Kaufkurs (auch Geldkurs oder Bid) und dem Verkaufskurs (Briefkurs oder Ask) einer Aktie.

Der Kaufkurs ist der höchste Preis, den Käufer zu zahlen bereit sind, während der Verkaufskurs der niedrigste Preis ist, zu dem ein Verkäufer bereit ist, seine Aktie zu verkaufen. Die Differenz dazwischen – der Spread – ist die Summe, die ein Käufer verliert, wenn er seine Aktie unmittelbar nach dem Kauf wieder verkaufen würde.

Die Höhe der Spreads ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Die Liquidität spielt eine wichtige Rolle. Wenn viel Geld im Markt ist, viele Marktteilnehmer aktiv sind und eine Aktie viel gehandelt wird, sinkt in der Regel der Spread, weil es mehr Käufer und Verkäufer gibt. Demnach ist der Spread beispielsweise auch außerhalb der Haupthandelszeiten höher, weil es weniger aktive Investoren gibt.

Bevor du eine Aktie kaufst oder verkaufst, solltest du bei deinem Broker schauen, wie hoch der Spread gerade ausfällt. Trade Republic gibt den Geldkurs und den Briefkurs zum Beispiel in den Informationen zu einer Aktie an. Auch beim Kauf siehst du, wie viel Geld du für eine Aktie ausgeben müsstest und ob es dabei eine Differenz zum aktuellen Kurs gibt.

4. Handelsvolumen und handelbare Assets

Wir haben eingangs schon erwähnt, dass sich bestimmte Börsen und Handelsplätze auf bestimmte Assets spezialisieren. Hinzu kommt noch eine zweite Ebene, die für dich als Anleger wichtig ist: Das Handelsvolumen.

Je höher das Handelsvolumen ist, desto mehr Käufer und Verkäufer gibt es. Die Liquidität steigt, die Spreads sinken, die Kurse sind stabiler, da es weniger Preisschwankungen aufgrund zu weniger Anleger gibt und die Möglichkeit der Preismanipulation sinkt.

Mit einem Handelsvolumen von über 2 Billionen (!) US-Dollar im Monat setzt die NYSE weltweit Maßstäbe. Die Xetra dagegen kommt auf ein Handelsvolumen von rund 125 Milliarden Euro im Monat und lokale Handelsplätze wie die Börse Stuttgart kommen nur noch auf rund 8,5 Milliarden Euro. Je kleiner die Börse, desto niedriger ist das Handelsvolumen, was negative Konsequenzen mit Blick auf die Preise haben kann.

Welche Auswirkungen haben unterschiedliche Handelsplätze für Anleger?

Im dritten und letzten Abschnitt wollen wir einen konkreten Blick darauf werfen, wie sich die aufgezählten Besonderheiten und Unterschiede für dich als Anleger und Investoren auswirken.

1. Unterschiedliche Kostenstrukturen

Jede Börse verlangt unterschiedliche Preise für den Handel mit Assets. Am einfachsten lässt sich das auf den Kauf einer Aktie herunterbrechen.

Wenn du dein Depot bei Smartbroker Plus eröffnet hast, wird für den Kauf über den Handelsplatz Gettex keine Gebühr fällig, während an anderen deutschen Börsen pauschal vier Euro fällig werden.

Wenn du eine Aktie bei Trade Republic über die Börse L&S Exchange kaufst, bezahlst du einen Euro an Gebühren. Die Consorsbank dagegen verlangt pauschal in den ersten zwölf Monaten 3,95 Euro pro Trade und im Anschluss 4,95 Euro plus 0,25 Prozent des Handelswerts.

Die Kosten der Handelsplätze für den Kauf und Verkauf von Aktien, ETFs, Anleihen und anderen Finanzprodukten werden vom Broker an dich weitergegeben. Abhängig davon, wie hoch die Handelsgebühren ausfallen, schmälert sich deine Rendite durch die anfallenden Kosten.

2. Unterschiedliche Handelszeiten

Neben den Preisen unterscheiden sich auch die Handelszeiten. Darauf sind wir zu Beginn des Textes schon kurz eingegangen. Während an der Xetra zwischen 9 und 17:30 Uhr gehandelt wird, bietet Tradegate den Handel zwischen 7:30 und 22 Uhr an und an der L&S Exchange ist der Handel unter der Woche sogar zwischen 7:30 und 23 Uhr möglich.

Trade Republic arbeitet standardmäßig mit L&S Exchange zusammen, während Smartbroker Plus mit Gettex zusammenarbeitet. Somit ist auf beiden Plattformen der Handel zwischen 7:30 und 23 Uhr möglich, was für dich als Anleger sehr spannend ist, weil du fast den gesamten Tag auf weltpolitische Ereignisse reagieren kannst – sowohl vor der Börseneröffnung in den USA, als auch nach dem Börsenschluss in Deutschland und Europa.

Damit kannst du ohne Verzögerung auf starke Anstiege oder Kursabstürze reagieren ohne auf den nächsten Tag zu warten.

3. Unterschiedliche handelbare Assets

Als Anleger kannst du nicht jedes Asset – sei es eine Anleihe, ein ETF oder eine Option – an jeder Börse handeln. Bestimmte Börsen und Handelsplätze spezialisieren sich auf bestimmte Produkte. Das bedeutet für dich als Investor, dass du womöglich mehrere Handelsplätze benötigst, um alle deine Assets zu kaufen.

Dabei sind besonders breit aufgestellte Handelsplätze wie die Frankfurter Börse (700 Unternehmen und über 20.000 handelbare Assets, darunter Aktien, Anleihen ETFs, ETCs, Fonds und Zertifikate) oder die NASDAQ (über 3.800 Unternehmen und über 11.000 handelbare Assets, darunter Aktien, ETFs, Optionsscheine, Anleihen) hilfreich für dich, weil sie ein breites Portfolio anbieten. Auch die NYSE, die London Stock Exchange oder die Börse in Tokyo fallen in diese Kategorie.

💡 Wichtig

Für die meisten Investoren ist es mit Blick auf die handelbaren Assets eigentlich egal, welchen Broker mit welchem Handelsplatz du nutzt. Das ist nur dann relevant, wenn du sehr exotische Titel handeln möchtest.

Für Investoren gibt es drei relativ günstige Broker, die dir den Handel an zahlreichen nationalen und internationalen Handelsplätzen ermöglicht.

  • Traders Place bietet dir zu günstigen Konditionen Zugang zu über 40 Handelsplätzen.
  • Bei Lynx hast du über 135 Handelsplätze in 33 Ländern zur Verfügung.
  • Auch bei Smartbroker Plus kannst du an weit über 20 nationalen und internationalen Handelsplätzen deine Assets kaufen und verkaufen.

Alle drei Broker überzeugen mit einer fairen Kostenstruktur und vielen Handelsplätzen, was insbesondere für Einsteiger interessant ist.

4. Unterschiedliche Verfügbarkeit bei Brokern

Ein großes Unterscheidungsmerkmal zwischen Brokern ist die Anzahl der verfügbaren Handelsplätze. Neobroker-Platzhirsch Trade Republic arbeitet beispielsweise ausschließlich mit L&S Exchange zusammen. Als Anleger hast du also keine Auswahl an den Börsen.

Konkurrent Scalable Capital bietet mit Gettex und der Xetra immerhin zwei externe Handelsplätze an, hinzu kommt die eigene Börse EIX. Mehr Auswahl gibt es bei Direktbanken wie der ING, die den Handel an fast allen Börsen in Deutschland sowie in den USA und Kanada ermöglicht. Dafür wiederum fallen auch höhere Transaktionskosten an.

Bevor du dich für einen Broker entscheidest, solltest du dir darüber Gedanken machen, was du als Investor willst. Möchtest du eine große Auswahl und niedrige Handelsgebühren? Dann ist Trade Republic für Einsteiger eine gute Wahl. Möchtest du an vielen internationalen Handelsplätzen lokal Aktien und andere Finanzprodukte kaufen? Dann ist Traders Place für Einsteiger eine gute Wahl.

5. Unterschiedliche Liquidität

Eine hohe Liquidität ist für dich als Investor von Vorteil. Wenn es eine große Anzahl an Käufern und Verkäufern mit entsprechend hohen Geldsummen und einem hohen Handelsvolumen gibt, profitierst du von niedrigeren Preisen.

Große Handelsplätze wie die NYSE, die NASDAQ oder die Frankfurter Wertpapierbörse zählen zu den wichtigsten Börsen der Welt und weisen dementsprechend eine hohe Liquidität auf.

Bei OTC-Marktplätzen oder Small-Cap-Börsen wie der NASDAQ Small Cap Market gibt es weniger Marktteilnehmer, was zu größeren Preisschwankungen führt. Gleiches gilt für exotische Aktien und Pennystocks, die ein geringeres Handelsvolumen aufweisen und deshalb hohe Spreads aufweisen.

Fazit

Jeder Handelsplatz und jede Börse hat ihre Vor- und Nachteile. Manche Handelsplätze spezialisieren sich auf bestimmte Assets, weisen dafür aufgrund der Spezialisierung weniger Marktteilnehmer auf. Andere Marktplätze bieten möglichst günstige Konditionen, sind dafür allerdings in der Auswahl der Assets beschränkt. Fakt ist: Die Vielseitigkeit der Handelsplätze ist für dich als Anleger ein Vorteil.

Für Börsenneulinge und Aktienanfänger sind lange Handelszeiten, niedrige Spreads und eine günstige Kostenstruktur entscheidend. Dafür eigenen sich Neobroker wie Trade Republic oder Scalable Capital hervorragend. Sie erfüllen alle Kriterien und erweitern ihr Asset-Portfolio fortlaufend – zum Beispiel um Anleihen und neue Kryptowährungen.

Erfahrene Investoren, die ausgefallenere Wünsche haben oder Aktien direkt an der Heimatbörse kaufen wollen, um auf ADRs zu verzichten, brauchen Broker, die Zugang zu mehreren Marktplätzen anbieten.

Dabei bieten der Neobroker Traders Place und die Direktbank-Broker wie das ING Depot oder das Depot der Consorsbank ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis an, was ergänzend durch einen guten Kundensupport unterstützt wird.

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Christian Erxleben ist ausgebildeter Journalist mit Erfahrung in den Bereichen Technologie, Wirtschaft und Gesundheit. Neben seiner Arbeit für FINANZENTDECKER als Experte für Finanzprodukte, ist er beim Diakoniewerk Martha-Maria tätig. Er investiert aktiv in Aktien und ETFs.