VIX Index: Funktion, Berechnung, Grundlage und Kritik

Der VIX ist ein Index, der versucht die Stimmungslage an den Börsen in den USA vorherzusagen. Daher wird er auch gerne als „Angst-Index“ bezeichnet. In unserem Guide zum VIX Index erklären wir dir, was sich hinter dem Index verbirgt, auf welchen Daten er beruht und wie er berechnet wird.

Was ist der Volatilitätsindex VIX?

Der VIX ist ein Volatilitätsindex, der versucht, die Volatilität am Aktienmarkt in den nächsten 30 Tagen abzubilden. Er wurde 1993 an der Chicago Board Options Exchange eingeführt (CBOE) und wird deshalb auch als „CBOE VIX“ bezeichnet.

Die Grundlage des VIX sind Optionen auf den S&P 500. Je höher der VIX in Prozent ausfällt, desto eher kommt es zu einem unruhigen Markt, ein niedriger VIX kann auf einen stabilen und ruhigen Markt hindeuten. Dazu weiter unten im Artikel mehr.

Den aktuellen VIX kannst du minutengenau auf der Website der CBOE nachschauen.

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Was misst der VIX Index?

Der VIX misst zunächst einmal die Volatilität im S&P 500. Da der S&P 500 die 500 größten US-amerikanischen und börsennotierten Unternehmen umfasst und nach Marktkapitalisierung gewichtet ist, gilt der Index als Indikator für den gesamten Aktienmarkt der USA.

Weil der VIX versucht, die Volatilität wiederzugeben, wird er häufig auch als Angst-Index bezeichnet. Somit wird auf Grundlage des Handels mit Optionen versucht, ein Stimmungsbild zu erzeugen. Ist die Börse eher optimistisch oder pessimistisch?

Dazu muss man allerdings sagen, dass der VIX eigentlich keine Aussage über die Richtung der Volatilität trifft. Er sagt nur, dass es Schwankungen gibt, ob nach oben oder unten, beantwortet er nicht. Es gibt aber eine gegenläufige Korrelation zwischen VIX und S&P 500 – fällt der eine, steigt meistens der andere (und umgekehrt).

💡 Fear and Greed Index

Ein weiterer Index zur Analyse der Stimmung an der Börse ist der sogenannte Fear and Greed Index. Neben der Volatilität bezieht er noch weitere Faktoren wie das Handelsvolumen, die Rendite-Erwartungen von Aktien und Staatsanleihen sowie die Zukunftserwartungen mit ein.

Was bedeuten ein steigender oder fallender VIX Index?

Die Höhe oder Entwicklung des VIX lässt sich in vier Phasen unterteilen.

  • Ein niedriger VIX (unter 12) ist ein Zeichen für einen ruhigen Markt, der von Stabilität geprägt ist und von einem konstanten Wachstum ausgeht. Ein niedriger VIX bedeutet zugleich meistens, dass der S&P 500 steigt.
  • Ein hoher VIX (über 30) dagegen zeigt an, dass es hohe und starke Preisänderungen gibt. Das ist ein Anzeichen für eine auftretende Krise und aufkommende Angst. Ein hoher VIX bedeutet deshalb meistens, dass der S&P 500 fällt.
  • Ein steigender VIX ist ein Zeichen dafür, dass die Unsicherheit am Markt steigt, die Angst zunimmt und die Volatilität steigt. Die Schwankungen an den Märkten steigen.
  • Ein fallender VIX deutet dagegen darauf hin, dass sich der Markt (oft nach turbulenten Phasen) zunehmend beruhigt. Die Angst geht zurück, die Zuversicht auf eine positive Entwicklung nimmt zu und die Volatilität nimmt ab.

Was ist die Datengrundlage für den VIX Index?

Die Grundlage für den VIX sind die Preise an der Optionsbörse CBOE in Chicago. Die dort gehandelten Optionen auf den S&P 500 werden im VIX zusammengefasst und in einem Prozentwert wiedergegeben.

💡 Hinweis

Der Prozentwert im VIX gibt an, wie hoch die erwartete jährliche Volatilität des S&P 500 ist. Ein Wert von 25,0 würde also bedeuten, dass der Markt (S&P 500) mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 Prozent (!) nicht mehr als 25 Prozent nach oben oder unten ausschlägt.

Der historisch höchste VIX-Wert stammt vom 16. März 2020 als der Index bei 82,69 stand. Eine technische Obergrenze gibt es nicht. Im Jahr 2024 lag der durchschnittliche Wert bei 24,09 Punkten mit Ausschlägen zwischen 10,62 und 65,73. Zum Zeitpunkt dieses Artikels steht er bei 17,82 Prozent.

VIX Index Bedeutung Daten Grundlage Erklärung
Der VIX steht aktuell bei 17,82 Punkten

Warum ist Volatilität am Aktienmarkt ein wichtiger Faktor?

Unter dem Begriff Volatilität werden die Schwankungen am Aktienmarkt beschrieben. Auf eine einzelne Aktie heruntergebrochen bedeutet das: Wenn Aktie A um zwei Prozent täglich schwankt, ist sie volatiler als Aktie B, die nur um ein Prozent schwankt.

Insbesondere in Krisenzeiten ist die Volatilität an den Aktienmärkten höher, weil mehr Menschen ihre Aktien verkaufen und sich zugleich mehr Menschen vom Markt zurückziehen. Es gibt also mehr verfügbare Aktien am Markt und in der Folge weniger Käufer. Zudem steigen emotionale Käufe und Verkäufe von Privatanlegern. Das wiederum führt dazu, dass die Volatilität weiter steigt.

Dieses Phänomen ist auch in abgeschwächter Form an Tagen zu spüren, an denen es nur einen beschränkten Handel gibt oder wenn beispielsweise nur Börsen in Europa geöffnet haben und in den USA ein Börsenfeiertag ist. An diesen Tagen fallen die Schwankungen stärker aus, weil es weniger Käufer und Verkäufer gibt. Somit haben einzelne Transaktionen größere Auswirkungen und die Volatilität steigt.

Unterschiede zwischen historischer und erwarteter Volatilität

Bei der Volatilität lassen sich zwei Formen unterscheiden:

  1. Historische Volatilität: Blick auf die Volatilität einer Aktie oder eines Index in der Vergangenheit – zum Beispiel im Verlauf eines Jahrzehnts.
  2. Erwartete Volatilität: Versuch, die erwartete Volatilität vorherzusagen, durch Analyse der Preisentwicklung von Optionen.

Die historische Volatilität hat für zukünftige Vorhersagen nur eine geringe Wertigkeit, da es nicht möglich ist, aus vergangenen Entwicklungen Rückschlüsse auf die Zukunft zu treffen, da unerwartete Ereignisse – wie Gesundheitskrisen oder ein Kriegsausbruch – nicht vorhersagbar sind.

Die erwartete Volatilität, auf der auch der VIX Index beruht, ist zwar ebenfalls keine zuverlässige Vorhersage, bietet allerdings aufgrund der Datengrundlage (Handel mit Optionen) immerhin mehr aktuelle Anhaltspunkte.

Wie wird der VIX Index berechnet?

Wie bereits beschrieben bilden Optionen die Grundlage für die Berechnung des VIX. Optionen auf den S&P 500 bieten dir als Anleger die Möglichkeit, bis zu einem festgelegten Verfallsdatum den S&P 500 zu einem bestimmten, ebenfalls festgelegten Preis zu handeln. Der Preis für den Kauf oder Verkauf von Optionen wird als Ausführungspreis oder Strike bezeichnet.

Zur Berechnung des VIX werden zwei Optionsarten einbezogen:

  • Standard CBOE-Optionen: Verfall am dritten Freitag jeden Monats
  • Wöchentliche CBOE-Optionen: Verfall jeden Freitag

Damit eine Option im VIX-Index berücksichtigt wird, muss die Restlaufzeit der Option zwischen 23 und 37 Tagen liegen.

Aus der Berechnung ausgeschlossen sind folgende Optionen:

  • Optionen, die bei ihrer Ausübung Erträge abwerfen: Bei einer Verkaufsoption (Put) ist das der Fall, wenn der zugrundeliegende Kurs unter dem Ausführungskurs liegt. Bei einer Kaufoption (Call) ist das der Fall, wenn der zugrundeliegende Kurs über dem Ausführungskurs liegt.
  • Optionen, für die es keine Gebote gibt.
  • Bei Optionen mit aufeinanderfolgendem Preis, für die es keine Gebote gibt, werden auch die nachfolgenden Optionen ausgeschlossen (Puts: Optionen mit einem höheren Strike-Preis, Calls: Optionen mit einem niedrigeren Strike-Preis).

Da sich die Zusammensetzung der Optionen fortlaufend ändert, ist es nicht möglich den VIX manuell zu berechnen. Die Berechnung erfolgt immer durch Computer.

Welche Möglichkeiten bietet der VIX Index Investoren?

Für den VIX als Volatilitätsindex gibt es mehrere Einsatzzwecke.

Informationen über Volatilität

Zunächst bietet der VIX dir als Anleger schnell und unkompliziert einen ersten Überblick zur aktuellen Stimmungslage. Ist der Wert hoch oder niedrig? Herrscht eher Angst oder ein Klima der Zuversicht? Und auf eine längere Perspektive: Steigt der VIX oder sinkt er? Nimmt die Sorge an der Börse eher zu oder beruhigt sich die Situation?

Dabei ist es immer wichtig zu beachten, dass der VIX ausschließlich ein mathematisch berechnetes Stimmungsbarometer auf Basis der Volatilität am Markt ist. Da andere Faktoren wie das Handelsvolumen keine Beachtung finden, sollte der VIX als das betrachtet werden, was er ist: Der Versuch einer Vorhersage für die Volatilität in den kommenden 30 Tagen.

Hedging und Diversifikation

Als Investor kannst du mit Optionen oder Futures auf den VIX-Index auch dein Depot um eine Absicherungsstrategie erweitern. Dabei setzt du entweder auf eine steigende Volatilität (voraussichtlich sinkende Kurse) oder eine sinkende Volatilität (voraussichtlich steigende Kurse).

  • Long im VIX (Call-Option): Wenn du als Anleger davon ausgehst, dass die Volatilität im Markt zunimmt und der VIX steigt, kannst du eine Long-Position eröffnen. Das ergibt dann Sinn, wenn du davon ausgehst, dass der S&P 500 aufgrund von Unruhen oder Ängsten sinkt.
  • Short im VIX (Put-Option): Wenn du jedoch als Anleger davon ausgehst, dass sich die Wirtschaft gut entwickelt, weil die Zinsen niedrig sind und das prognostizierte Wirtschaftswachstum steigt und sich somit auch der S&P 500 positiv entwickelt, kannst du eine Short-Position eröffnen. Dabei spekulierst du darauf, dass die Volatilität aufgrund der wirtschaftlichen Stabilität sinkt.

Wichtig beim Handel mit Optionen, Derivaten oder Hebelprodukten ist, dass es sich dabei um riskante Investment-Produkte handelt. Sie bergen zwar sehr hohes Gewinnpotenzial. Allerdings kann es dir als Anleger auch passieren, dass die Verluste aufgrund der Hebelwirkung höher als dein ursprüngliches Investment ausfallen.

Du solltest derartige Investments nur tätigen, wenn du die Produkte vollständig verstanden hast und dir des Risikos bewusst bist. Für Einsteiger eigenen sich derartige Finanzprodukte nicht.

Gibt es auch andere Volatilitätsindizes?

Neben dem klassischen VIX gibt es noch weitere Volatilitätsindizes. Diese unterscheiden sich auf unterschiedliche Art und Weise.

Einerseits gibt es Volatilitätsindizes mit einer längeren Laufzeit. Während der klassische VIX eine Laufzeit von 30 Tagen betrachtet, gibt es unter anderem auch Variationen mit drei, sechs oder zwölf Monaten (VIX 3-Month Futures Index, 6-Month Futures Index und 1-Year Futures Index).

Andererseits gibt es mittlerweile Volatilitätsindizes, die sich nicht auf den S&P 500, sondern auf andere, führende Indizes oder Märkte beziehen.

Dazu gehören beispielsweise:

  • VXN: Volatilitätsindex für den NASDAQ 100
  • RVX: Volatilitätsindex für den Russell 2000
  • VXD: Volatilitätsindex für den Dow Jones Industrial Average
  • VDAX-NEW: Volatilitätsindex für den DAX
  • VSTOXX: Volatilitätsindex für den Euro Stoxx 50
  • VXEEM: Volatilitätsindex für die Emerging Markets
  • OVX: Volatilitätsindex für Rohöl
  • GVZ: Volatilitätsindex für Gold

Ergänzend dazu kommen andere Indizes wie der Fear and Greed Index, der die Volatilität als einen von mehreren Faktoren in die Bewertung einbezieht.

Fazit zum Volatilitätsindex VIX

Volatilitätsindizes wie der VIX können für Investoren ein erster Anhaltspunkt dafür sein, wie sich der Markt in den kommenden Tagen und Wochen entwickelt.

Dabei ist es wichtig zu wissen, dass diese Indizes primär Aussagen über die wahrscheinliche Volatilität liefern. Etwaige Rückschlüsse auf die Entwicklung des zugrundeliegenden Index sind zwar möglich, allerdings treten diese nicht zwingend ein.

Deshalb ist es für dich als Anleger essenziell, den VIX und andere Indizes als Hilfsmittel zu verstehen. Sie sollten niemals die alleinige Grundlage für deine Entscheidungen sein.

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Christian Erxleben ist ausgebildeter Journalist mit Erfahrung in den Bereichen Technologie, Wirtschaft und Gesundheit. Neben seiner Arbeit für FINANZENTDECKER als Experte für Finanzprodukte, ist er beim Diakoniewerk Martha-Maria tätig. Er investiert aktiv in Aktien und ETFs.