Wenn du auf der Suche nach einer sicheren Stütze für dein Portfolio bist, sind Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs eine spannende Option für dich. In unserem Guide erklären wir dir die Vorteile und Nachteile von Geldmarktfonds, die Unterschiede zwischen Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs und zeigen dir einige Beispiele.
Was ist der Geldmarkt?
Der Geldmarkt ist ein Ort, an dem sich Banken, Unternehmen und Staaten – also institutionelle Anleger – kurzfristig Geld leihen oder überschüssiges Geld verleihen können. Die Teilnehmer am Geldmarkt geben sich also gegenseitig Kredite mit einer kurzen Laufzeit. Die maximale Restlaufzeit beläuft sich auf weniger als 12 Monate.
Für diese Kredite werden wiederum Zinsen gezahlt, die sich am aktuellen Leitzins orientieren. Da die Leitzinsen seit 2022 wieder steigen, sind Geldmarktfonds als Alternative zum Tagesgeldkonto wieder attraktiver geworden.
Was sind Geldmarktfonds und wie funktionieren sie?
Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs sind Investmentfonds, die am Geldmarkt in kurzfristige Anlageprodukte mit einer Laufzeit von maximal einem Jahr investieren. Die Fonds-Herausgeber kaufen also beispielsweise kurzfristige Unternehmensanleihen oder festverzinste Einlagenzertifikate.
Da es sich dabei um Anlageformen mit einem geringen Risiko handelt, gelten Geldmarktfonds als sehr sicher und stabil. Private Anleger können über ihren Broker in Geldmarkt-ETFs investieren und somit indirekt von den Gewinnen am Geldmarkt profitieren, die sonst nur institutionellen Anlegern offen stehen.
Die Herausgeber von Geldmarktfonds versuchen durch Kauf- und Tauschgeschäfte am Geldmarkt, den aktuell gültigen Leitzins nachzubilden und weiterzugeben. Wie das genau funktioniert, erklären wir dir später im Text.
Für Anleger in Deutschland und Europa sind die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) maßgeblich. Der Einlagenzins ist der Zinssatz, zu dem Banken Geld bei der EZB anlegen können. Dieser Zinssatz ist dann wiederum auch für die Zinszahlungen an Privatkunden ausschlaggebend. Den aktuellen Zinssatz kannst du unter anderem hier nachschauen.
Was ist der Unterschied zwischen Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs?
Der Unterschied zwischen Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs liegt in der Verwaltung. Während Geldmarktfonds aktiv durch einen Fondsmanager verwaltet werden, der versucht, den Markt oder einen Index zu schlagen, sind Geldmarkt-ETFs eine passive Anlageform.
Sie versuchen einen Index unverändert nachzubilden. Das führt in der Regel dazu, dass Geldmarktfonds höhere Kosten verursachen als Geldmarkt-ETFs, weil beispielsweise noch die Fondsmanager bezahlt werden müssen.
Welche Vorteile bieten Geldmarktfonds?
Über dein Depot kannst du in Geldmarktfonds oder Geldmarkt-ETFs investieren. Auf diese Art und Weise kannst du auch als Privatperson an den Gewinnen des Geldmarkts teilnehmen. Die Hürde ist durch das Aufkommen von Neobrokern und der zunehmenden Digitalisierung der Aktienwelt also deutlich geringer als früher. Später im Text gehen wir darauf ein, bei welchen Brokern du in Geldmarktfonds investieren kannst.
Da es strenge Vorgaben der Europäischen Union gibt, in welche Finanzinstrumente die Fonds- und ETF-Betreiber investieren dürfen, sind Geldmarktfonds sehr sicher. Zudem sind sie Sondervermögen und würden im Falle einer Insolvenz deines Brokers nicht in die Insolvenzmasse eingehen. Sie bergen wie beispielsweise das Tagesgeld also ein sehr geringes Risiko und gewähren dir zugleich ein sehr hohes Maß an Flexibilität.
Im Gegensatz zu deinem Tagesgeldkonto sind die gezahlten Zinsen am Geldmarkt jedoch höher, weswegen du auf diese Art und Weise von höheren Renditen profitieren kannst. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Zum einen haben kurzfristige Geldanlagen wie Unternehmensanleihen eine höhere Rendite, wovon Geldmarktfonds profitieren.
- Hinzu kommt, dass sich die Zinsen am Geldmarkt am Leitzins orientieren. Da der Leitzins derzeit sehr hoch ist und die meisten Banken einen Teil der weiterzugebenden Zinsen als Marge behalten, fallen die Tagesgeldzinsen niedriger aus als die Erträge bei Geldmarktfonds.
Ein weiterer Vorteil von Geldmarkt-ETFs besteht darin, dass der Verwaltungsaufwand verhältnismäßig gering ist, um von den attraktiven Zinsen zu profitieren. Während Neukundenangebote bei Tagesgeldern oftmals zeitlich begrenzt sind und Tagesgeldzins-Jäger des Öfteren die Bank wechseln müssen, reicht der einmalige Kauf von Geldmarkt-ETFs.
Eine ständige Überwachung ist nicht notwendig, da sich die Zinssätze auch nicht schlagartig ändern, sondern – wenn überhaupt – kontinuierlich und nach vorheriger Ankündigung der EZB.
Die Zinsen selbst bekommst du als Kunde bei Geldmarktfonds übrigens nicht ausgezahlt. Die erwirtschafteten Zinsen werden vom Herausgeber der Fonds direkt wieder in den Geldmarkt investiert. Dadurch steigt der Kurs des Geldmarktfonds. Wenn du deine Anteile verkaufst, kannst du den Gewinn, und damit deine Rendite, realisieren. Geldmarkt-ETFs hingegen können auch ausschüttend sein. Dazu mehr später im Text.
Welche Nachteile bieten Geldmarktfonds?
Abhängig von deinem Broker fallen für den Kauf und Verkauf von Anteilen an Geldmarkt-ETFs auch Kosten an. Das sind die sogenannten Ordergebühren. Deshalb solltest du bei der Auswahl deines Brokers darauf achten, dass die Handelsgebühren deine erwirtschaftete Rendite nicht zu sehr belasten.
Hinzu kommen je nach ETF- und Fondsanbieter noch laufende Kosten. Die TER ist die Gesamtkostenquote. Sie fasst alle anfallenden Kosten zusammen. Dazu gehören beispielsweise Verwahrentgelte oder Transaktionskosten. Eine ausführliche Erklärung dazu findest du in unserem ETF-Glossar. Wie hoch die TER bei einem Geldmarkt-ETF ausfällt, kannst du dem Factsheet entnehmen. Dieses solltest du dir vor einem Kauf unbedingt durchlesen, um alle Fakten, Kosten und Besonderheiten zu kennen.
Auch aktives Fondsmanagement durch Fondsmanager macht Geldmarktfonds im Vergleich zu Geldmarkt-ETFs noch einmal teurer. Deshalb sind Geldmarkt-ETFs in der Regel die günstigere Variante und empfehlenswerter.
Wenn die Leitzinsen sinken, wird der Kurs des Geldmarkt-ETFs auch sinken. Wenn du zu diesem Zeitpunkt deine Anteile verkaufst, kann es also passieren, dass du trotz attraktiver Zinsen mit einem Verlust aus deinem Investment gehst.
Welche Arten von Geldmarkt-ETFs gibt es?
Bei der Auswahl deines Geldmarkt-ETFs solltest du darauf achten, ob es sich um einen physischen oder einen swap-basierten Geldmarkt-ETF handelt.
- Bei einem physischen Geldmarkt-ETF kauft der Fonds-Anbieter tatsächlich Unternehmens- oder Staatsanleihen mit einer kurzen Laufzeit.
- Die zweite Variante sind swap-basierte, synthetische Geldmarkt-ETFs. Dabei kauft der Fonds-Anbieter die Anleihen nicht direkt. Stattdessen versuchen die Fonds-Anbieter durch Tauschgeschäfte (Swaps) die erzielte Rendite des Geldmarkts künstlich (synthetisch) nachzubilden. Dabei dient der Interbankenzins innerhalb der Euro-Zone („Euro Short-Term Rate“ – ESTR) als Orientierung. Zu diesem Zinssatz leihen sich europäische Banken gegenseitig Geld.
Für dich als Investor bieten physische Geldmarkt-ETFs mehr Transparenz. Dadurch dass der Fondsanbieter alle Anleihen direkt kauft, kannst du einerseits die Investments nachvollziehen. Andererseits gehen die erwirtschafteten Zinsen und Erträge auf direktem Weg an den Fondsanbieter, der sie dann wieder reinvestieren und somit an dich weitergeben kann.
Wenn dagegen Fondsanbieter den Geldmarktzins über Tauschgeschäfte nachbilden, besitzen sie die Geldmarktinstrumente nicht selbst. Diese liegen beispielsweise bei Banken. Wenn also einer dieser Tauschpartner (Banken) insolvent gehen sollte, kann dies dazu führen, dass der Kurs des Geldmarkt-ETFs sinkt.
Außerdem macht das Konstrukt der Tauschgeschäfte synthetische Geldmarkt-ETFs für Privatanleger schwer durchschaubar. Dafür fallen bei synthetischen Geldmarkt-ETFs weniger Kosten an, da die Fondsanbieter durch die Tauschgeschäfte keine Handelsgebühren zahlen. Dadurch lässt sich die anvisierte Rendite besser nachbilden.
Welche Anbieter von Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs gibt es?
Die Herausgeber von ETFs heißen Emittenten. Dabei handelt es sich um Finanzunternehmen, die sich auf den Handel und das Management von ETFs und Fonds spezialisiert haben. Dazu gehören beispielsweise die Blackrock-Tochter iShares, xTrackers, Vanguard oder Amundi. Fast alle Marktführer bieten auch Geldmarkt-ETFs an.
Im Folgenden stellen wir einige Beispiele für Geldmarkt-ETFs vor. Wichtig: Dabei handelt es sich um keine Anlageempfehlung!
- Xtrackers EUR Overnight Rate Swap (ISIN: LU0290358497; WKN: DBX0AN; thesaurierend; bildet den ESTR synthetisch nach)
- Xtrackers EUR Overnight Rate Swap (ISIN: LU0335044896; WKN: DBX0A2; ausschüttend, bildet den ESTR synthetisch nach)
- Lyxor Euro Overnight Return Acc (ISIN: FR0010510800; WKN: LYX0B6; thesaurierend; bildet den ESTR synthetisch nach)
- iShares eb.rexx Government Germany 0-1yr (DE) (ISIN: DE000A0Q4RZ9; WKN: A0Q4RZ; ausschüttend; bildet deutsche Staatsanleihen mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr physisch nach)
- Deka Deutsche Börse EUROGOV® Germany Money Market (ISIN: DE000ETFL227; WKN: ETFL22; ausschüttend; bildet deutsche Staatsanleihen mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr physisch nach)
Bei ausschüttenden Geldmarkt-ETFs kommt es ab und an zu Kursschwankungen. Das liegt daran, dass die Dividenden-Ausschüttung vom Kurs des ETFs abgezogen wird.
Wo kann ich Geldmarktfonds kaufen?
Ob dein aktueller Broker Geldmarktfonds oder Geldmarkt-ETFs anbietet, findest du ganz einfach heraus, indem du die entsprechende WKN oder ISIN im Suchfeld deines Brokers eingibst. Trotzdem wollen wir dir eine Reihe an Brokern vorstellen, bei denen der Handel mit Geldmarktfonds oder Geldmarkt-ETFs möglich ist.
Neobroker
Für Einsteiger lohnen sich dabei die kostengünstigen Neobroker:
Aufgrund der niedrigen Handelskosten lohnt sich diese Art von Brokern, um sich an den Handel mit Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs heranzutasten. Dafür ist allerdings die Auswahl teilweise etwas beschränkt.
Direktbanken
Wer dagegen auf der Suche nach einem etablierteren Broker ist, der dafür etwas teurer ist, wird bei zahlreichen Direktbanken fündig. Dazu gehören zum Beispiel:
Letztendlich solltest du dir zuerst deinen passenden Geldmarkt-ETF oder Geldmarktfonds heraussuchen und anschließend schauen, ob es diesen auch bei deinem Broker gibt. Da es insbesondere bei der Kostenstruktur durchaus Unterschiede gibt, solltest du auch nicht zu einem beliebigen anderen, verfügbaren Geldmarkt-Produkt wechseln, sondern immer genau vergleichen.
Greift bei Geldmarktfonds die gesetzliche Einlagensicherung?
Nein, die gesetzliche Einlagensicherung greift bei Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs nicht. Dein Geld ist allerdings trotzdem vor dem Verlust gesichert. Geldmarkt-ETFs gelten wie Aktien als sogenanntes Sondervermögen. Dieses Sondervermögen ist vor dem Zugriff von Gläubigern und Gesellschaftern geschützt.
Das heißt: Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt und deine Depot-Bank pleite ist, sind deine Geldmarkt-Investitionen gesichert. Dein Depot kannst du dann einfach zu einem anderen Anbieter umziehen. Übrigens: Mit unserem interaktiven Depot-Vergleich findest du immer das für dich passende Depot.
Wichtig: Geldmarktfonds können trotzdem in Bezug auf die Einlagensicherung sinnvoll sein. Nämlich dann, wenn du mehr als 100.000 Euro auf deinem Tagesgeldkonto liegen hast. Dann greift dort die Einlagensicherung für alle Beträge, die darüber liegen, nämlich nicht mehr. Hier kann eine Diversifikation mit Geldmarktfonds Sinn machen, um Zinsen mit einer hohen Sicherheit zu bekommen.
Wie sicher sind Geldmarktfonds und Geldmarkt-ETFs?
Geldmarktfonds sind eine sichere Anlageklasse, die eine Alternative zum klassischen Tagesgeldkonto oder zu Anleihen darstellen kann. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben für Geldmarktprodukte und der Sicherung im Ernstfall als Sondervermögen ist das Risiko für dich als Anleger gering.
Da sich Geldmarktfonds am aktuellen Leitzins orientieren und dieser derzeit bei der europäischen Zentralbank verhältnismäßig hoch ist, sind die erzielten Renditen am Geldmarkt auch höher, wovon Geldmarkt-Fonds-Anleger profitieren. Bei Tagesgeldkonten geben die meisten Finanzinstitute die Zinsen nicht komplett an dich als Kunde weiter, weshalb die Zinsen dort niedriger ausfallen. Eine Ausnahme stellt beispielsweise das Trade Republic Girokonto dar.
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