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Leitzinsen verstehen: Definition, Bedeutung, Arten und Auswirkungen

Leitzinsen sind ein zentrales Element der Geldpolitik und beeinflussen sowohl die Wirtschaft als auch das alltägliche Leben von Menschen und Unternehmen. In diesem Artikel erklären wir dir die verschiedenen Arten von Leitzinsen, wer sie festlegt und welche Auswirkungen sie auf Menschen, Banken und die Wirtschaft haben.

Definition: Was sind Leitzinsen?

Leitzinsen sind die Zinssätze, zu denen Zentralbanken Geld an Geschäftsbanken verleihen oder von ihnen entgegennehmen. Sie beeinflussen die allgemeinen Zinssätze in der Wirtschaft und sind ein wichtiges Instrument für die Zentralbanken, um die Geldmenge zu steuern, die Inflation zu kontrollieren und das Wirtschaftswachstum zu beeinflussen.

Drei verschiedene Arten: Welche Leitzinsen gibt es?

Es gibt nicht den einen Leitzins, sondern drei verschiedene Arten von Leitzinsen, die für unterschiedliche Zwecke verwendet werden: Den Hauptrefinanzierungssatz, den Einlagezinssatz und die Spitzenrefinanzierungsfazilität. Klingt kompliziert, ist es auch. Wir versuchen trotzdem, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Was ist der Hauptrefinanzierungssatz?

Der Hauptrefinanzierungssatz ist der Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken kurzfristige Kredite von der Zentralbank erhalten. Für Verbraucher und Unternehmen hat dieser Zinssatz direkte Auswirkungen auf die Kosten von Krediten und die Renditen von Spareinlagen wie beispielsweise Festgelder.

💡 Gut zu wissen

Der Hauptrefinanzierungssatz ist der wichtigste Zinssatz und wird daher häufig als „der“ Leitzins bezeichnet. In Wahrheit ist er aber nur einer von drei Zinssätzen, die die EZB vorgibt.

Wenn der Hauptrefinanzierungssatz niedrig ist, können Banken günstiger Geld leihen, was zu niedrigeren Zinssätzen für Kredite und geringeren Renditen auf Festgeldanlagen führt. Das bedeutet, dass Verbraucher und Unternehmen bei niedrigen Hauptrefinanzierungssätzen leichter und günstiger Kredite erhalten, aber weniger Zinsen auf ihre Festgeldanlagen bekommen. Das ist gut für die Wirtschaft, aber schlecht für Sparer.

Steigt der Hauptrefinanzierungssatz, dreht sich der Effekt um: Dann werden Kredite teurer, Unternehmen und Verbraucher können sich nicht mehr so günstig Geld leihen und die Zinsen werden für Sparer wieder interessanter. Hier haben wir uns bereits mit den Effekten von steigenden Zinsen beschäftigt.

Was ist der Einlagezinssatz?

Der Einlagezinssatz ist der Zinssatz, den Geschäftsbanken für ihre Einlagen bei der Zentralbank erhalten. Dieser Zinssatz beeinflusst, wie attraktiv es für Banken im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten ist, Geld bei der Zentralbank zu parken. Ein hoher Einlagezinssatz bedeutet in der Regel höhere Tagesgeldzinsen für Verbraucher.

Wenn der Einlagezinssatz niedrig ist, sind Banken weniger geneigt, ihr Geld bei der Zentralbank zu parken, was dazu führen kann, dass sie stattdessen mehr Kredite vergeben oder in andere Anlagen investieren. Für Verbraucher bedeutet ein niedriger Einlagezinssatz in der Regel auch niedrigere Zinssätze für Tagesgeldkonten, da Banken weniger Anreize haben, hohe Zinsen für kurzfristige Einlagen anzubieten.

Was ist die Spitzenrefinanzierungsfazilität?

Die Spitzenrefinanzierungsfazilität ist ein Zinssatz für kurzfristige Kredite, die Banken in dringenden Fällen von der Zentralbank erhalten. Dieser Zinssatz dient als Sicherheitsnetz für Banken und beeinflusst die Liquidität im Finanzsystem.

Für Verbraucher und Unternehmen hat die Spitzenrefinanzierungsfazilität eher indirekte Auswirkungen. Eine gut funktionierende Spitzenrefinanzierungsfazilität trägt zur Stabilität des Finanzsystems bei, indem sie sicherstellt, dass Banken in Krisenzeiten Zugang zu Liquidität haben. Dies kann das Vertrauen in das Finanzsystem stärken und dazu beitragen, dass Kredite und Einlagen auch in schwierigen Zeiten verfügbar bleiben.

Zentralbanken: Wer legt die Leitzinsen fest?

In den meisten Ländern werden die Leitzinsen von der Zentralbank festgelegt. In der Eurozone ist dies die Europäische Zentralbank (EZB), in den USA die Federal Reserve (FED) und in Großbritannien die Bank of England (BoE). Diese Institutionen treffen ihre Entscheidungen über die Leitzinsen auf der Grundlage von Wirtschaftsdaten und -prognosen, um die Inflation zu kontrollieren und das Wirtschaftswachstum zu fördern.

Hier findest du eine übersichtliche Tabelle mit vielen Zentralbanken, die die Leitzinsen für ihre jeweiligen Länder oder Währungsräume festlegen. Dabei ist wichtig zu beachten, dass die Geldpolitik und die Festlegung der Leitzinsen von Land zu Land unterschiedlich sind und von verschiedenen Faktoren abhängen, wie zum Beispiel der jeweiligen Wirtschaftspolitik und der aktuellen wirtschaftlichen Lage.

Land Zentralbank
USA Federal Reserve System (FED)
Eurozone Europäische Zentralbank (EZB)
UK Bank of England (BoE)
Japan Bank of Japan (BoJ)
Kanada Bank of Canada (BoC)
Australien Reserve Bank of Australia (RBA)
Neuseeland Reserve Bank of New Zealand (RBNZ)
Schweiz Schweizerische Nationalbank (SNB)
Schweden Sveriges Riksbank
Norwegen Norges Bank
Dänemark Danmarks Nationalbank
China People’s Bank of China (PBoC)
Indien Reserve Bank of India (RBI)
Russland Zentralbank der Russischen Föderation (CBR)
Brasilien Banco Central do Brasil (BCB)
Südafrika South African Reserve Bank (SARB)
Türkei Türkiye Cumhuriyet Merkez Bankası (TCMB)
Mexiko Banco de México (Banxico)
Südkorea Bank of Korea (BoK)
Indonesien Bank Indonesia (BI)
Saudi-Arabien Saudi Arabian Monetary Authority (SAMA)

Auswirkungen von Leitzinsen: Was passiert, wenn die Zinsen steigen oder fallen?

Die Leitzinsen beeinflussen sowohl die Verbraucher als auch Banken und die Wirtschaft. Schauen wir uns daher an, welche Auswirkungen die Leitzinsen auf Verbraucher, Banken und Wirtschaft haben.

1. Auswirkungen von Leitzinsen auf Verbraucher

Leitzinsen beeinflussen die Zinssätze für Kredite und Spareinlagen. Niedrigere Leitzinsen führen in der Regel zu niedrigeren Kreditzinsen, was das Kreditwachstum fördern und Investitionen und Konsum stimulieren kann. In Krisenzeiten werden die Leitzinsen daher häufig gesenkt, um die Kauf- und Investitionslaune zu fördern.

Gleichzeitig führen niedrigere Leitzinsen aber auch zu niedrigeren Zinsen auf Spareinlagen, was die Sparanreize verringert. Davon profitieren dann wiederum andere Anlageprodukte wie Aktien, ETFs oder Immobilien, da sie im Vergleich zu Tagesgeld und Fetsgeld höhere Renditen versprechen.

2. Auswirkungen von Leitzinsen auf Banken

Leitzinsen beeinflussen die Profitabilität von Banken, da sie die Kosten für die Aufnahme von Geld und die Zinssätze, die sie ihren Kunden anbieten, beeinflussen. Niedrigere Leitzinsen können dazu führen, dass Banken mehr Kredite vergeben, da die Kreditnachfrage steigt.

Gleichzeitig können niedrigere Zinssätze die Zinsspanne verringern, die Banken durch die Differenz zwischen den Zinssätzen für Kredite und den Zinssätzen für Einlagen erzielen. Dies kann die Profitabilität der Banken beeinträchtigen.

3. Auswirkungen von Leitzinsen auf die Wirtschaft

Leitzinsen haben direkte und indirekte Auswirkungen auf die Wirtschaft. Niedrigere Leitzinsen können das Wirtschaftswachstum fördern, indem sie Investitionen und Konsum anregen. Umgekehrt können höhere Leitzinsen das Wirtschaftswachstum dämpfen und die Inflation unter Kontrolle bringen, indem sie die Geldmenge verringern und die Kreditnachfrage reduzieren.

Bei niedrigen Zinsen ist es für Unternehmen günstiger, sich Geld bei der Bank zu leihen, um neue Anlagen anzuschaffen, andere Investitionen zu tätigen oder Schulden zu refinanzieren. Aus diesem Grund fallen bei einem plötzlichen Zinssprung häufig Aktienkurse, da Anleger Angst haben, dass es für die Unternehmen nun schwieriger sein könnte, profitabel zu wirtschaften.

Effekt Steigende Leitzinsen Fallende Leitzinsen
Kreditzinsen Erhöhung Senkung
Einlagezinsen Erhöhung Senkung
Investitionen Verringerung Erhöhung
Konsum Verringerung Erhöhung
Wirtschaft Verlangsamung Beschleunigung
Inflation Bekämpfung Erhöhtes Risiko
Verschuldung Schwerer Leichter

Fazit: Leitzinsen sind wichtig für die Geldpolitik

Leitzinsen sind ein zentrales Instrument der Geldpolitik, das von Zentralbanken verwendet wird, um die Wirtschaft zu steuern. Es gibt drei Arten von Leitzinsen, die alle unterschiedliche Bedeutungen für Verbraucher, Banken und Wirtschaft haben.

Die Festlegung der Leitzinsen beeinflusst die Zinssätze für Kredite und Einlagen, die Profitabilität von Banken und das Wirtschaftswachstum. Für uns als Sparer und Anleger ist es wichtig, die Rolle und die Auswirkungen von Leitzinsen zu verstehen, um die fundamentale Funktionsweise der Wirtschaft und die Entscheidungen von Zentralbanken nachvollziehen zu können.

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Tobias Gillen ist Unternehmer, Journalist und Buch-Autor. Neben seiner Position als Geschäftsführender Gesellschafter der BASIC thinking GmbH hat er 2017 das Online-Magazin FINANZENTDECKER gegründet, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, finanzielle Bildung in Deutschland zu stärken. 2014 wurde er vom "Medium Magazin" als einer der besten 30 Journalisten unter 30 ausgezeichnet.