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8 Effekte von steigenden Zinsen: So profitierst du vom höheren Leitzins

Nach Jahren der Niedrigzinsen steigen die Zinsen wieder. Gleich mehrere Anhebungen der Leitzinsen hat die EZB beschlossen. Damit soll in erster Linie der hohen Inflation entgegen gewirkt werden, aber es gibt auch deutlich greifbarere Effekte für Sparer, Anleger und Verbraucher. Wir schauen uns acht Effekte an, die steigende Zinsen haben und zeigen dir, wie du sie für dich nutzt.

Was bedeuten steigende Zinsen?

Wenn die Rede davon ist, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen anhebt, ist damit der sogenannte Leitzins gemeint. In Europa gibt es davon drei Stück, wobei in den Medien meist nur von einem Leitzins zu hören ist. Der Leitzins gibt an, zu welchem Zinssatz Banken Geld bei der Zentralbank leihen und anlegen können.

Steigende Zinsen bedeuten also für Verbraucher, dass es teurer wird, sich Geld in Form eines Bankkredits zu leihen. Gleichzeitig werden aber auch Ersparnisse auf Sparkonten wie Tagesgeld und Festgeld wieder höher verzinst. Mit dem Leitzins kann die EZB Einfluss auf die Inflation und die Wirtschaft nehmen. Darauf gehen wir in diesem Artikel später noch im Detail ein.

1. Steigende Zinsen auf Ersparnisse

Steigende Zinsen sorgen dafür, dass du wieder Zinsen für deine Ersparnisse bekommst. So melden vor allem Tagesgeld- und Festgeld-Plattformen wie WeltSparen fast wöchentlich neue Zinserhöhungen in ganz Europa. Alleine in einem Monat gab es bei WeltSparen über 250 Zinserhöhungen – Tendenz weiter steigend.

💡 Hinweis

Um die besten Zinsen zu finden, kannst du unsere interaktiven Vergleichsrechner für Tagesgeld und Festgeld nutzen.

Das bedeutet für dich, dass du dein Geld wieder auf Tagesgeld- und Festgeld-Konten parken kannst und dafür von den Banken in Form von Zinsen entlohnt wirst. Die Zinsen sind noch nicht so attraktiv wie mögliche Renditen am Aktienmarkt oder in anderen Assetklassen.

Aber um zumindest eine kleine Rendite auf das Geld zu machen, das du nicht investieren möchtest, ist das eine positive Entwicklung für Sparer. Zudem fallen mit steigenden Zinsen endlich auch die störenden Negativzinsen weg. Dazu kannst du einen Blick auf unsere Übersichten für Depots ohne Negativzinsen und kostenlose Girokonten werfen.

zu WeltSparen

2. Der Aktienmarkt reagiert volatil auf steigende Zinsen

Mehr Rendite als beim Tagesgeld und Festgeld verspricht der Aktienmarkt. Doch dieser reagiert meist volatiler, also: unruhiger, auf steigende Zinsen. Das liegt daran, dass Anleger befürchten, dass Unternehmen es bei steigenden Zinsen schwerer haben, Kredite aufzunehmen und Investitionen nicht mehr tätigen können oder wollen. Schließlich müssen die Unternehmen auf Kredite auch höhere Zinsen zahlen.

Das ist für Einsteiger meist eine erste Bewährungsprobe. Schließlich kann es während einer volatilen Phase am Aktienmarkt schon mal unruhig werden. Aber: Volatilität bietet auch viele Chancen, günstiger in qualitativ hochwertige Unternehmen einzusteigen.

Zudem profitieren einige Branchen von steigenden Zinsen. Zum Beispiel der Finanzsektor, der durch steigende Zinsen wieder profitabler arbeiten kann. Zudem sind in unruhigen Zeiten defensive Aktien mit stabilen und etablierten Geschäftsmodellen (z.B. Gesundheit, Konsumgüter oder Hygiene) gefragter. Auch hier können sich interessante Chancen ergeben.

💡 Hinweis

Wenn du noch kein Depot hast und in Aktien investieren möchtest, kannst du dir unseren Neobroker-Vergleich anschauen  oder unseren interaktiven Vergleichsrechner für Depots nutzen.

3. Steigende Zinsen beeinflussen Anleihen

Aber nicht nur Aktien, sondern auch Anleihen sehen sich bei steigenden Zinsen Herausforderungen ausgesetzt. Anleihen sind eine Möglichkeit für Unternehmen (Unternehmensanleihen) und Länder (Staatsanleihen), sich Geld zu leihen – nur eben nicht über einen Bankkredit, sondern am Kapitalmarkt.

Steigen die Zinsen, steigen damit auch die Zinsen für Anleger, die Unternehmen und Staaten mit Anleihen Geld leihen. Das ist positiv für Anleger, die in Anleihen investieren möchten. Problematisch sind Zinsen hingegen für Anleger, die bereits in Anleihen investiert sind.

Denn der Zinssatz einer Anleihe darf während der Laufzeit (z.B. 10 Jahre) nicht verändert werden. Da Anleger nun aber mit neuen Anleihen einen höheren Zinssatz erhalten, fallen die Kurse bestehender Anleihen, weil sie für Anleger uninteressanter werden. Wer kauft eine Anleihe eines Unternehmens, bei der er 0,5 Prozent Zinsen erhält, wenn er auch eine Anleihe desselben Unternehmens kaufen kann, für die er 3 Prozent Zinsen bekommt?

Wer Anleihen kaufen will, sollte dafür am besten ein Depot bei einer Direktbank eröffnen. Hierfür empfehlen wir Comdirect (60.000 Anleihen) oder Consorsbank (40.000 Anleihen). Bei Neobrokern kannst du teilweise keine Anleihen, sondern nur Anleihen-ETFs kaufen, die das Investment über einen großen Korb verschiedener Anleihen streuen. Hierfür empfehlen wir Trade Republic, Smartbroker oder Scalable Capital.

zu Comdirect zu Consorsbank

4. Baufinanzierung wird durch steigende Zinsen teurer

Durch steigende Zinsen wird die Finanzierung einer Immobilie teurer, schließlich erhöht sich nicht nur dein Guthabenzins, sondern auch der Zins auf Kredite, die Banken an Kunden vergeben. Das macht sich besonders aktuell bemerkbar: Nach einigen Jahren mit fallenden Zinsen steigen die Zinsen für Baufinanzierungen in 2022 wieder deutlich.

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Steigende Zinsen in der Baufinanzierung (Quelle: Interhyp)

Während man zwischen 2019 und 2021 bei der Baufinanzierung fast nichts falsch machen konnte, lohnt es sich jetzt wieder besonders, bei der Immobilienfinanzierung zu vergleichen. Hierfür empfehlen wir unseren interaktiven Vergleichsrechner für die Baufinanzierung, mit dem du in wenigen Augenblicken aktuelle Baufinanzierungen vergleichen kannst.

Übrigens: Durch steigende Zinsen und damit teurere Kredite könnte sich auch die Nachfrage am Immobilienmarkt etwas abschwächen, was zu fallenden Immobilienpreisen führen würde. Es kann sich also auch bei höheren Zinsen lohnen, eine Immobilie zu kaufen: Mit einem teureren Kredit, dafür aber für einen günstigeren Kaufpreis.

5. Auch andere Kredite werden teurer

Was für die Baufinanzierung gilt, gilt auch für andere Kredite wie Autokredite, Minikredite, Ratenkredite und Forwarddarlehen. Auch hier schlagen steigende Zinsen höher zu Buche. Wer absehen kann, dass er einen Kredit benötigen wird und von weiter steigenden Zinsen ausgeht, sollte möglicherweise eher früher als später zuschlagen.

💡 Hinweis

Um für deine Finanzen und Kredite immer die besten Konditionen zu finden, kannst du unsere Übersichtsseite mit all unseren interaktiven Vergleichsrechnern nutzen.

6. Goldpreis fällt bei steigenden Zinsen

Auch der Goldpreis steht in Korrelation mit steigenden Zinsen. Schließlich ist Gold für viele Anleger eine Möglichkeit, sich gegen die Inflation abzusichern und gleichzeitig auf steigende Goldpreise zu setzen und eine Rendite einzufahren. Sind die Inflationsängste groß und die Zinsen niedrig, stellt Gold für viele Anleger ein attraktives Investment dar.

Steigen nun aber die Zinsen, verliert Gold an Attraktivität. Schließlich können Anleger nun auch Geld mit sichereren Anlagen wie Tagesgeld und Festgeld verdienen. Zudem bremst ein steigender Leitzins die Inflation aus, was einen weiteren Vorteil von Gold schwächt. Das Ergebnis: Die Nachfrage sinkt, der Goldpreis fällt.

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Fast 23 Prozent hat Gold von März 2022 bis September 2022 verloren (Quelle: Comdirect)

Übrigens: Ein ähnliches Schicksal trifft Bitcoin und andere Kryptowährungen, die von vielen Anlegern als Inflationsschutz angesehen werden. Auch hier steigt die Volatilität. Aus diesem Grund nutzen viele Anleger einen Krypto-Sparplan, um in solchen Zeiten nicht blind ins fallende Messer zu greifen, sondern sich über den Durchschnittskosteneffekt nach und nach einzukaufen.

7. Steigende Zinsen mildern die Inflation

Dass die Zentralbanken – in Europa die Europäische Zentralbank (EZB), in den USA die Federal Reserve Bank (FED) – die Zinsen nun wieder anheben, liegt vor allem an der zunehmenden Inflation. Die Zentralbanken versuchen mit steigenden Zinsen, die Inflation in den Griff zu bekommen.

Vereinfacht ausgedrückt funktioniert das so: Wenn Geld teuer ist, sinkt die Konsumlaune der Verbraucher. Dadurch können Unternehmen die Preise für ihre Produkte nicht weiter erhöhen, sondern müssen sie wieder absenken, um die Kunden wieder zum Konsum anzuregen. So soll sich, zumindest ist das der Plan, die Inflation in den Griff bekommen lassen.

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Steigende Zinsen sollen die Inflation ausbremsen

Was gut für die Verbraucher ist, ist allerdings schlecht für die Wirtschaft. Schließlich sorgt teureres Geld (also: steigende Zinsen) auch dafür, dass Unternehmen weniger investieren wollen oder können. Das schwächt das wirtschaftliche Wachstum (siehe Punkt 2: Der Aktienmarkt wird volatiler). Aus diesem Grund gehen Zentralbanken in der Regel sehr behutsam an Zinsanpassungen heran.

8. Steigende Zinsen können über Realzins wegtäuschen

Bei all den mehr oder weniger komplexen Effekten von steigenden Zinsen für Sparer, Anleger und Verbraucher gibt es einen ganz wichtigen Punkt, auf den wir an dieser Stelle unbedingt noch eingehen möchten: Steigende Zinsen können in Zeiten von hoher Inflation trügerisch sein.

Ein Beispiel: Steigen die Zinsen auf Sparguthaben wieder auf 3 Prozent, könnte mancher Sparer sich freuen und all sein Geld zu diesem attraktiven Zinssatz möglichst sicher aufs Sparbuch packen. Liegt die Inflation allerdings bei 5 Prozent, verliert dieser Sparer dennoch pro Jahr 2 Prozent an Kaufkraft.

Denselben Effekt konnten wir bereits während der Nullzinsphase beobachten: Dass es keine Zinsen auf Guthaben gab, hat uns auf den ersten Blick nicht offensichtlich geschadet. Bei einer Inflation von 2 Prozent haben wir dennoch an Kaufkraft verloren. Etwas anderes wäre es, wenn wir 3 Prozent Zinsen bei einer Inflation von 2 Prozent erhalten würden: Dann läge die Realrendite bei einem Prozent.

Realzins = Zinsen - Inflation

Will heißen: So gut es für Sparer auch ist, dass die Zinsen wieder steigen, sollten sie dennoch bei ihrer Geldanlage versuchen, den Kaufkraftverlust auszugleichen. Hier eignen sich vor allem Investments am Kapitalmarkt (Aktien oder ETFs), wo man mit einem Teil seines Geldes versuchen kann, eine Rendite oberhalb der Inflation zu erzielen.

Fazit: Steigende Zinsen sind gesund

Du siehst: Steigende Zinsen sind für Sparer, Anleger und Verbraucher ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite sorgen sie für positive Effekte wie eine sinkende Inflation, den Wegfall von Negativzinsen auf unser Guthaben und höhere Zinsen auf unser Erspartes.

Auf der anderen Seite verteuern sie Baufinanzierungen, lassen die Wellen am Aktien- und Anleihenmarkt höher schlagen und belasten Unternehmen, die sich nun nicht mehr so leicht und günstig Geld für Investitionen leihen können. Dennoch: Zinsen sind gesund, auch wenn der Umschwung nach Jahren mit Niedrig- oder Nullzinsen erst einmal ungewohnt ist.

Hier liest du alles über die Effekte von sinkenden Zinsen.

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Tobias Gillen ist Unternehmer, Journalist und Buch-Autor. Neben seiner Position als Geschäftsführender Gesellschafter der BASIC thinking GmbH hat er 2017 das Online-Magazin FINANZENTDECKER gegründet, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, finanzielle Bildung in Deutschland zu stärken. 2014 wurde er vom "Medium Magazin" als einer der besten 30 Journalisten unter 30 ausgezeichnet.